06.08.2004

Neue deutsche Rechtschreibung vor dem Aus

(MK) Ein Jahr vor ihrer endgültigen Festschreibung könnte die neue deutsche Rechtschreibung wieder gekippt werden. Vor wenigen Tagen haben sich die Ministerpräsidenten von Bayern, Saarland und Thüringen für die Rückkehr zur alten Rechtschreibung ausgesprochen. Heute haben zudem der Spiegel-Verlag und die Axel Springer AG (Bild, Welt) angekündigt, daß in ihren Produkten in Zukunft wieder die alte Rechtschreibung benutzt werden soll.

Der Vorstoß der beiden Verlage hat ein gewaltiges Echo in den Medien ausgelöst. Focus, Stern und die Frankfurter Rundschau wollen die neue Rechtschreibung beibehalten. Der Verlag der Süddeutschen Zeitung hingegen führt wieder die alte Rechtschreibung ein. Kritik gegen den Entschluß von Spiegel-Verlag und Axel Springer gab es von Seiten des Duden-Verlages und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
Mehrere Bundesländer haben bereits erklärt, daß sie an der Rechtschreibreform festhalten wollen. So hat für die nordrhein-westfälische Landesregierung Schulministerin Schäfer eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung wegen Kostengründen ausgeschlossen. Kulturminister Vesper befürchtet, daß Spiegel-Verlag und Axel Springer ein Rechtschreib-Chaos auslösen werden.

Dieses Chaos ist jedoch seit langem Wirklichkeit: seit Einführung der neuen deutschen Rechtschreibung im Jahr 1998 findet man eine fast beliebige Vielfalt in den deutschsprachigen Publikationen. Nachrichtenagenturen, Buch- und Zeitungsverlage stellten sogenannte Hausregeln auf, deren Befolgung Pflicht für ihre Autoren wurden. Bei einigen Verlagen wurde die neue Rechtschreibung komplett übernommen, bei anderen nur teilweise. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung blieb von Anfang an bei der alten Rechtschreibung.

Die Reform der deutschen Rechtschreibung wurde am 01.12.1995 von der Kultusministerkonferenz beschlossen. In Kraft trat sie am 01.08.1998. In einer Übergangsfrist bis zum 31.07.2005 gilt die alte Rechtschreibung als noch nicht falsch, aber veraltet.

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