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12.05.2004
Tschad: Lage der sudanesischen Flüchtlinge spitzt sich zu
Internationale Gemeinschaft muss sofort handeln
(ots) Die Lage der sudanesischen Flüchtlinge im Tschad
spitzt sich dramatisch zu.
Hunger und Krankheiten bedrohen das Leben
Zehntausender Menschen. Die Flüchtlingslager sind überfüllt,
Lebensmittel- und Wasservorräte sind völlig unzureichend. Zudem gibt
es weiterhin gewalttätige Angriffe sudanesischer Milizen in der
Grenzregion, die die Flüchtlinge bedrohen. Angesichts der
eskalierenden Krise appelliert die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" an die
Internationale Hilfsgemeinschaft, sofort im Sudan und im Tschad zu
handeln.
Obwohl das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) und
Nichtregierungsorganisationen seit Monaten Hilfe im Tschad leisten,
verschlechtert sich die Lage der Flüchtlinge dramatisch. "Wir haben
seit Januar wiederholt mehr Hilfe gefordert, aber es hat sich nur
wenig getan. Die Gesundheit der Flüchtlinge verschlechtert sich, weil
wir mehr Lebensmittel brauchen, mehr Wasser und Unterkünfte, mehr
Helfer vor Ort", sagte Donatella Massai, Projektleiterin im Tschad.
"Falls nicht sofort drastische Maßnahmen ergriffen werden, droht die
Situation zu eskalieren - insbesondere wegen der bevorstehenden
Regenzeit", so Massai.
Unterernährung ist ein zunehmendes Problem. "Ärzte ohne Grenzen" zufolge wurden Mitte April wöchentlich drei bis vier Kinder mit
schwerer Unterernährung in das Ernährungszentrum in Iriba
aufgenommen. Zurzeit liegt die Zahl der Neuaufnahmen bei 25 Kindern
pro Woche. Paradoxerweise ist die Ernährungslage für viele
Flüchtlinge innerhalb der Lager sogar schlimmer als außerhalb. Die
Kapazitäten der Flüchtlingslager sind bereits weit überschritten.
Einige sind für 6.000 Menschen ausgelegt, gewähren aber mittlerweile
der doppelten Anzahl Unterschlupf. Die Nahrungsmittelversorgung
reicht daher nicht aus.
Ebenso dramatisch steht es um die Wasserversorgung: Tausende von
Flüchtlingen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. In den
Krankeneinrichtungen in Tine, Birak und Iriba verzeichnet "Ärzte ohne Grenzen" eine steigende Zahl von Patienten mit blutigen Durchfällen.
Die Lage ist äußerst gefährlich, besonders für die vielen Kinder und
Erwachsenen, die bereits an Unterernährung leiden. Verschärft wird
dieses Problem durch die Tatsache, dass die Sanitäranlagen meist
völlig unzureichend sind. In einem der Lager müssen sich jeweils 400
Flüchtlinge eine Latrine teilen. Damit ist der internationale
Standard von maximal 20 Personen pro Latrine um das 20fache
überschritten.
Zehntausende Flüchtlinge, die aus dem Grenzgebiet noch nicht in
die weiter im Landesinneren des Tschad liegenden Flüchtlingslager
umgesiedelt wurden, sind weiterhin der Gefahr von gewalttätigen
Überfällen durch sudanesische Milizen ausgesetzt. Die Milizen
überqueren die Grenze vom Sudan in den Tschad, um die Flüchtlinge
auszuplündern und Vieh zu stehlen. Viele Flüchtlinge werden dabei
verwundet oder gar getötet. Sie sind diesen Angriffen völlig schutzlos ausgeliefert.
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