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24.04.2004
Futtermittelindustrie sabotiert Fleischerzeugung ohne Gen-Futter
Systematische Falschkennzeichnung von Futtermitteln
(ots) Die deutsche Futtermittelindustrie will die
Entstehung gentechnikfreier Futtermittelmärkte verhindern. Damit will
sie Fleischvermarkter wie Edeka Nord in die Knie zwingen, die auf
Tierfutter ohne Gentechnik bestehen. Dies ergibt sich aus aktuellen
Schreiben von Futtermittelkonzernen, die Greenpeace vorliegen. Der
Hamburger Lieferant Una-Hakra hat die für Edeka produzierende
Erzeugergenossenschaft vor wenigen Tagen informiert, dass ihre Ware
zwar keine Gen-Pflanzen enthalte, auf den Säcken dennoch Gen-Soja
angegeben würde.
Bereits der Zulieferant von Una-Hakra, der Bunge-Konzern -
weltweit größter Anbieter von Soja-Futter - kennzeichnet seine Ware
falsch aus und unterläuft damit die neue Kennzeichnungsverordnung. Im
Januar hatte der Raiffeisen Verband zudem schriftlich angekündigt,
Futtermittel ohne Genpflanzen zukünftig nur noch als überteuerte
Nischenprodukte anzubieten. Anlass dieser Schreiben ist die neue EU-
Verordnung, die seit 18. April gilt und erstmals auch eine
Kennzeichnung von Futtermitteln vorsieht.
"Durch die falsche Kennzeichnung haben Landwirte keine Wahl mehr.
Sie werden von den Futtermittelkonzernen gezwungen, als Gen-Futter
deklarierte Ware zu kaufen", erklärt Christoph Then,
Gentechnikexperte von Greenpeace. "Damit wollen sie einen neuen
Qualitätsstandard ohne Gen-Soja verhindern. 70 Prozent der Landwirte
lehnen aber den Einsatz von Gen-Futter ab. Die Industrie muss sich
dieser Ablehnung beugen und die verschiedenen Qualitäten der
Futtermittel trennen. Futter ohne Genpflanzen muss zum Standard
werden", fordert Then.
Die von Una-Hakra belieferten Landwirte gehören zum Gutfleisch-
Programm der Firma Edeka Nord. Sie verlangt von ihren Landwirten, auf
Gen-Mais und Gen-Soja zu verzichten. Durch den Etikettenschwindel der
Futtermittelhersteller kann der Landwirt nicht mehr erkennen, ob
seine Tiere Gentechnik erhalten oder nicht. Nach Ansicht von
Greenpeace soll somit Edeka Nord gedrängt werden, das
Qualitätsfleischprogramm ohne Gen-Soja einzustellen.
Die Industrie will sich eine aufwändige und teure Trennung der
Vertriebswege für Futtermittel ersparen. "Zum Teil bestehen enge
Kooperationen zwischen Gen-Konzernen und internationalen
Sojahändlern. Aus Profitinteressen und Bequemlichkeit soll Gentechnik
durchgesetzt werden", sagt Then. Die falsche Kennzeichnung von
Futtermitteln ist nach EU-Bestimmungen nicht zulässig. Greenpeace
prüft deswegen auch rechtliche Schritte gegen die beteiligten
Futtermittelhersteller.
Gentechnikfreie Soja ist derzeit keine Mangelware. Seit Dezember
2003 hat Greenpeace in Hamburg auf zehn Schiffen mit Soja Proben
genommen und von unabhängigen Instituten auf Gentechnik untersuchen
lassen. Bei den letzten beiden Schiffen, die aus Brasilien kamen,
lagen die Verunreinigungen mit Gen-Soja deutlich unter 0,9 Prozent.
Die Ware müsste daher nach der neuen Verordnung nicht gekennzeichnet
werden. Soja-Schiffe aus den USA haben hingegen generell einen hohen
Anteil von 27 bis zu 97 Prozent Gen-Soja an Bord.
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