02.09.03

Pharmaindustrie weiterhin unbarmherzig

(MF) Verhandlungen in Genf, die den preisgünstigen Zugang zu Medikamenten für die dritte Welt regeln sollen, sind ergebnislos zu Ende gegangen.

Obwohl die finanzschwachen Länder seit Jahren den Zugang zu preisgünstigen Arzneimitteln fordern, um endlich den großen Pandemien (AIDS, Malaria und Tuberkulose) begegnen zu können, haben die Regierungen der produzierenden Staaten sich in der Welthandelsorganisation (WTO) dagegen ausgesprochen. Hieß es zunächst noch, dass die betroffenen Länder in Zukunft Generika (Substanzen, die die gleiche Wirkung haben, wie patentierte Medikamente, jedoch deutlich billiger sind) einsetzen dürften, wurde dieses kurz darauf wieder dementiert.

Tobias Luppe, Fachreferent der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" erklärte, dass das jetzt abgeschlossene Vertragswerk, welches unter enormen Druck zu Stande zustande gekommen sei, die Entwicklungsstaaten zu weitreichenden Zugeständnissen der Pharmaindustrie zwinge. Besonders die USA hätten die Erlaubnis von Generika bekämpft, da sie große Umsatzeinbußen befürchten. Weiterhin schreibt ein Zusatztext fest, dass Generika ausschließlich nichtkommerziellen Zwecken dienen dürfen. Staaten wie Südafrika oder Brasilien, die seit langem Generika für AIDS-Infizierte herstellen, müssen diese zum Selbstkostenpreis vertreiben und sind verpflichtet, ihre pharmazeutischen Kapazitäten offen zu legen. Damit können sich diese Staaten kaum gegen die reiche Pharmaindustrie des Westens etablieren.

Eine solche Forderung wäre einem Industriestaat gegenüber niemals durchsetzbar, die Drittweltstaaten hingegen haben keine andere Wahl oder Durchsetzungsmöglichkeiten. Die Medikamente, besonders für AIDS-Kranke werden damit weiterhin nahezu ausschließlich in den westlichen Industrienationen produziert, die meisten HIV-Infizierten leben jedoch in der dritten Welt, die sich die teuren Medikamente des Westens nicht leisten kann. Gleiches gilt für Tuberkulose und Malaria. Die günstigen Preise der Generika, um für eine flächendeckende Behandlung in diesen Staaten zu sorgen, die vielleicht gerade eben aufgebracht werden könnten, wird es wohl wieder nicht geben.

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