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21.11.02
Dr. Klaus von Dohnanyi: "Die Wachstumsschwäche in Deutschland ist hauptsächlich Folge
unbewältigter Vereinigungsprobleme"
Berlin (ots) - "Noch keine Bundesregierung stand so kurz nach ihrer Wiederwahl vor einem solchen ökonomischen,
finanzpolitischen und Vertrauensscherbenhaufen", sagte der ehemalige Bundesminister und frühere erste Bürgermeister
von Hamburg, Klaus von Dohnanyi, heute in Berlin. Deutschland sei vom Vorbild sozialer Marktwirtschaft innerhalb nur
eines Jahrzehnts zum Schlusslicht der Eurozone geworden.
"Wir gingen fehl, wenn wir meinten, dass das Ausbleiben von ausreichenden Arbeitsmarktderegulierungen, Rentenreform,
Gesundheitsreform und Steuerreform schon die entscheidende Ursache unserer heutigen Wachstumsschwäche ist", so
von Dohnanyi. Hauptursache seien vielmehr die unbewältigten Vereinigungsprobleme. Vier Prozent des jährlich von 65
Millionen Menschen im Westen Deutschlands erwirtschafteten Sozialprodukts gingen vorrangig an die Sozialsysteme der
ehemaligen Ostregion. Die EU-Kommission habe festgestellt, dass diese hohen Transferbelastungen zu der erheblichen
Staatsverschuldung, zu den steigenden Zinslasten und schließlich zu den hohen Steuern, Abgaben und heutigen Defiziten
geführt hätten. Dieser Zusammenhang sei von den Bundesregierungen seit über einem Jahrzehnt nicht erkannt worden
und auch heute gäbe es kein strategisches Konzept zur Lösung dieses Problems. Deutschland sei in Gefahr und der Weg
aus dieser Gefahr könne nicht mit niedrigeren Steuern gepflastert sein. Die zur Stärkung des Mittelstands erforderliche
Senkung von Lohn- und Einkommensteuern könne nur durch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer ausgeglichen werden.
Ein weiteres Problem sei der in Deutschland praktizierte sogenannte "kooperative Förderalismus". Bund und Länder seien
viel zu häufig gemeinsam verantwortlich. Dies führe dazu, dass in der Praxis eher ein System komplex organisierter
Verantwortungslosigkeit herrsche. "Ohne eine pragmatische Entflechtung der Zuständigkeiten von Bund und Ländern wird
Deutschland im Reformstau stecken bleiben" so von Dohnanyi.
Leichtes Wirtschaftswachstum im dritten Quartal 2002
Wiesbaden (DeStatis) - Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes nahm das deutsche
Bruttoinlandsprodukt, der Wert der im Inland erwirtschafteten Leistung, im dritten Quartal 2002 im Vergleich zum dritten
Quartal 2001 real um 0,9 % zu. Im zweiten Vierteljahr 2002 war die Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorjahreswert um
0,4 % gestiegen. Bruttoinlandsprodukt real(Ursprungswerte) Veränderung gegenüber dem Vorjahr
2001:
1.Vj. +1,4%
2.Vj. +0,6%
3.Vj. +0,4%
4.Vj. -0,1%
2002:
1.Vj. -1,2%
2.Vj. +0,4%
3.Vj. +0,9%
Nach rechnerischer Ausschaltung von saison- und kalenderbedingten Schwankungen nahm das Bruttoinlandsprodukt im
dritten Quartal 2002 gegenüber dem Vorquartal um 0,3 % zu. Das ist die dritte Vierteljahreszunahme in Folge, nachdem es
in den drei letzten Quartalen des Jahres 2001 Rückgänge gegenüber dem Vorquartal gegeben hatte.
NDR Fernsehen zeigt "die Irak-Nacht" Sendedatum: Sonnabend, 23. November, ab 23.25 Uhr
Hamburg (ots) - Wird Sadam Hussein die UN-Waffeninspektoren im Irak tatsächlich uneingeschränkt arbeiten lassen, ist ein
Krieg der USA gegen den Irak damit abgewendet? Das NDR Fernsehen informiert in der Nacht von Sonnabend, 23., auf
Sonntag, 24. November, in mehreren Filmen und Dokumentationen über Hintergründe des Irak-Konflikts. Die Beiträge im
einzelnen:
23.25 Uhr: Saddam Hussein
Innenansichten eines Terror-Regimes
Film von Stefan Schaaf und Andreas Cichowicz
Niemandem ist es bisher gelungen, den irakischen Diktator Saddam Hussein aus seinem Amt zu entfernen. Sein System
konnte bisher weder von Sanktionen noch durch Geheimdienstoperationen geknackt werden. Wie funktioniert dieses
System? Unterscheidet es sich wirklich vondem anderer arabischer Despoten? Und: Warum haben es die Sanktionen
bislang nicht geschafft, das System zu destabilisieren?
23.55 Uhr: Irak - Der Morgen danach
Film von Peter George
"Wer auf ihn folgen soll? Die haben nicht die geringste Ahnung." Das sagt Bob Baer, ein ehemaliger CIA-Spezialist für den
Irak. "Er", das ist Saddam. "Die", das ist die irakische Opposition. Viele von ihnen sitzen in London, und die Stimmung unter
ihnen ist gut. Der Film von Peter George wirft einen Blick auf drei Kandidaten für die Nachfolge Saddam Husseins: Sharif
Ali Bin Al-Hussein, Ahmed Chalabi und Najib Al Salih.
0.40 Uhr: Saddams Bombe
Das Geheimnis des irakischen Diktators Film von Gwynne Roberts
Atomwaffen in der Hand des irakischen Diktators Saddam Hussein - diese Vorstellung ist ein Albtraum angesichts der
hochexplosiven Probleme im Nahen Osten. Nach dem zweiten Golfkrieg suchten UNO-Experten nach chemischen,
biologischen und auch nuklearen Massenvernichtungswaffen im Irak. Was sie fanden, wurde zerstört. Nach wie vor ist
jedoch ungeklärt, ob Saddam Hussein an der Entwicklung von Atomwaffen hat arbeiten lassen. Die Dokumentation von
Gwynne Roberts ist ein ungewöhnlicher, drei Kontinente umspannender Krimi, basierend auf Aussagen von hochrangigen
Überläufern aus dem Atomwaffenprogramm.
1.25 Uhr: Das Arsenal des Diktators
Film von Hubert Seipel aus "Weltspiegel"
Die USA sind zum Schlag bereit. Bleibt nur das entscheidende "Warum", die Frage der Legitimierung. Eine Verbindung zu
den Terroranschlägen des 11. September konnte dem irakischen Diktator nicht nachgewiesen werden. Und auch beim
Nachdenken darüber, wie real die Bedrohung durch Saddams Waffenarsenal ist, bleibt vieles Spekulation. Was die
UN-Teams bis 1998 entdeckten - und vernichteten:dazu der Film von Hubert Seipel. Dieser hatte damals die seltene
Gelegenheit, die Inspektoren zu begleiten.
1.30 Uhr: Mit dem Mangel leben Film von Andreas Cichowicz
aus "Weltspiegel"
Zwei Flaschen Hustensaft für 35 Kinder: An den katastrophalen Zuständen in vielen irakischen Krankenhäusern haben
auch die Ölverkäufe des Irak für humanitäre Zwecke nichts geändert. Seit Beginn der UN-Sanktionen ist die
Mangelwirtschaft Alltag. Trotzdem versuchen die Irakis, das Beste aus der Situation zu machen.
1.40 Uhr: Der Buchmarkt von Bagdad
Film von Andreas Cichowicz aus "Weltbilder"
Das UN-Embargo hat im Irak zu einer Verarmung der Bevölkerung geführt. So haben viele Menschen aus der Mittelschicht
ihre Bücher versetzen müssen. Die werden jetzt in den Straßen Bagdads zum Kauf angeboten. Sogar deutsche
Warenhauskataloge und Autogrammkarten prominenter Fußballer werden dort zu Geld gemacht. Die Straße als
Informationsbörse. Selten waren die Iraker so wissbegierig wie in diesen Tagen.
1.45 Uhr: Die Straßenkinder von Bagdad
Film von Elke Safaei-Rad aus "Weltspiegel"
Eine halbe Million Kinder sind im Irak bereits an den Folgen des UN-Embargos gestorben. Auf Initiative und mit finanzieller
Unterstützung von UNICEF ist in Bagdad ein Heim entstanden - das einzige im ganzen Land -, in dem Straßenkinder
Aufnahme und Hilfe finden. Elke Safaei-Rad zeigt ein Beispiel, wie der Weltkindertag mehr als nur Absichtserklärung sein
kann.
1.50 Uhr: Der Diktator lässt sich feiern
Zum 65. Geburtstag von Saddam Hussein
Film von Jörg Armbruster aus "Weltspiegel"
Der Kunststudent Neda Al Bashir hat sich einen Traum erfüllt. Zum 65. Geburtstag des Diktators (28. April 2002) hat er Saddam Hussein in Öl verewigt. "Unser Präsident ist unser Glück, deshalb malen wir seine Porträts mit tiefer innerer
Überzeugung", sagt Neda mit großem Ernst. Für die Kunststudenten in Bagdad gibt es zur Zeit nur ein Motiv: Saddam
Hussein, Saddam Hussein und noch einmal Saddam Hussein: auf Öl, in Marmor und in Gips.
Die bedingungslose Linientreue ist weit verbreitet in einem Lande, in dem die Menschen so gut wie keinen Kontakt zur Welt
außerhalb des Iraks haben. Und in dem die Menschenrechtskommission der UNO der Regierung brutale Unterdrückung
jeder Opposition vorwirft. Menschen wie Neda glauben da an die tägliche Propaganda, der Irak sei gut, der Rest der Welt
böse. Überleben könne das Land nur, wenn es hoch gerüstet sei. Und die Schulkinder bekommen zu hören, dass die
Geburtsstunde von Saddam Hussein auch die Geburtsstunde des modernen Irak sei.
1.55 Uhr: Flucht in den Glauben Film von Andreas Cichowicz
aus "Weltspiegel"
Religion als Trost in schweren Zeiten, in Zeiten der Armut und Bedrohung. Tausende Irakis strömen freitags in die
Gotteshäuser. Der Islam ist auf dem Vormarsch, was aber von offiziellen Stellen geleugnet wird. Doch ist auffällig, dass
sich Saddam Hussein selbst an die Spitze dieses Trends setzt: Öffentlichen Ausschank von Alkohol hat er verboten und
er lässt Moscheen bauen.
2.00 Uhr: Der Traum von Freiheit
Kurden im Irak
Film von Sabine Küper und Thomas Büsch
Geeint sind sie nur gegen den Feind. Und der heißt Saddam Hussein. Hoch oben im irakischen Norden sitzen sie, die
Kurden Iraks, in einer autonomen Zone unter dem Schutz der Vereinten Nationen. Seit Jahrzehnten warten sie auf ihre
Befreiung, träumen von einem eigenen Staat, wie auch die benachbarten Kurden in der Türkei. Ihre Führer wollen ein
Eingreifen der Amerikaner gleichzeitig nutzen, um eigene regionale Konflikte mitzulösen. Sabine Küper und Thomas Büsch
haben die kurdischen Gebiete im Norden des Irak bereist, haben kurdische Milizionäre und hoffnungsvolle Politiker
getroffen, skeptische Schriftsteller und kurdische Bauern.
2.30 Uhr: Iraks verlorene Jugend
Film von Dominique Hennequin, Thierry Simonet und Joseph Gordillo
Sie sind in den Jahren des Krieges zwischen dem Iran und dem Irak geboren worden, seit dem zweiten Golfkrieg haben
sie unter den Folgen des Embargos zu leiden. Die Verhältnisse im Land können sie nicht beeinflussen. Saddam duldet
keinen Widerspruch. Trotzdem versuchen die 20- bis 30-Jährigen ihr Leben positiv zu gestalten. Hickmat, der Boxer, träumt
von internationalen Wettkämpfen. Amani will Journalistin werden und träumt von Weltreisen. Ahmad versucht sich als
Maler, in seiner Kollektion findet sich kein Bild des Diktators. Adnan entsorgt Kühlschränke, repariert die Motoren und
verkauft sie. Und Safe, ein Junge aus der Oberschicht, vergnügt sich in exklusiven Clubs, taucht gerne und spielt Bingo.
Zu den anderen hat er keinen Kontakt.
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