23.04.2006

Mythos Fremdenlegion

Teil 1: Entstehung und Geschichte

175 Jahre Fremdenlegion

(HGM) Entstehung und Geschichte

Der 175. Jahrestag der Gründung der Fremdenlegion wurde am 10.3.2006 gefeiert, im Oberkommando und der Zentrale der Fremdenlegion in Aubagne, sicher auch im fernen Paris, wie auch in den verschiedenen Stützpunkten rund um den Globus. Die heutigen ca. 7600 Soldaten der Legion werden diesen Tag besonders feiern, mit ihnen auch die ehemaligen Angehörigen der Fremdenlegion, die ihren Dienst geleistet haben und Versorgungszahlungen der Legion bekommen. Es werden viele tausende Veteranen sein, sie alle werden dieses Tages gedenken und auch derer, die im Dienste der Legion für den Dienstherren, den französischen Staat, gefallen sind. Seit 175 Jahren waren es ca. 35800 Angehörige der französischen Fremdenlegion.
Angefangen haben sie alle in Frankreich bei den Rekrutierungsbüros, denn nur in Frankreich dürfen sie sich für einen Dienst bei der Legion verpflichten. Sie kamen von überall her, rund um den Globus, angezogen von den Geschichten und Mythen, die diese Elitetruppe umgibt, oder auch aus Gründen im persönlichen Vorfeld des neuen Rekruten. Hier konnte das Leben unter einem neuen Namen und Identität neu beginnen, und mit einem neuen Ziel: die Jahre der Verpflichtung gut zu überstehen.
Dabei hatte sich König Louis Philippe 1831 eigentlich nur eine Truppe vorgestellt, die im Ausland die Interessen von Frankreich zu vertreten hat. Das war damals im März des Jahres 1831 die Unterwerfung von Algerien, hier brauchte der König die Truppen. Diese wurden zuerst in Paris angeworben und sie waren Ausländer, denn Frankreich gewährte seit der Revolution von 1830 allen politischen Flüchtlingen aus Europa Zuflucht. Diese wurden argwöhnisch betrachtet und es wurde ihnen auch angeboten, nach der Verpflichtungszeit, Franzosen werden zu können. Es klappte, es meldeten sich genügend Freiwillige und so war diese unbequeme Populationsschicht in Paris dezimiert. Es gab einige Vorläufer der Legion, und diese führten jetzt die Ausbildung durch. Auch die neue Kommandostruktur wurde geschaffen. Eines dieser Vorläufer-Regimenter war das "Regiment de Hohenlohe" unter dem Kommando von Ludwig Aloys von Hohenlohe-Bartenstein im Dienste französischer Royalisten in der Zeit der französischen Revolutionskriege, das später vom französischen König Charles X. übernommen wurde. Das ist der hauptsächliche Grund, weshalb "la Loi du 9 mars 1831" (das Gesetz vom 9. März 1831) festschreibt, dass die Fremdenlegion nur außerhalb der kontinentalen Grenzen des Königreichs eingesetzt werden darf. Die Fremdenlegion kam als Kampfinstrument für Frankreichs koloniale Interessen nun zum Einsatz, ohne dass eine französische Mutter über den Tod ihres Sohnes weinen musste.
Das Hauptquartier der Fremdenlegion war 120 Jahre lang Sidi bel Abbès in Algerien. 1962 jedoch forderte die unabhängige Regierung Algeriens den Abzug der Fremdenlegion, so dass das Hauptquartier nach Aubagne in Südfrankreich verlegt wurde. Heute wird die Fremdenlegion überall dort eingesetzt, wo der französische Staat seine Interessen im NATO- oder EU Verbund verteidigt, wo historische Verbindungen bestehen (z.B. Elfenbeinküste), oder wo französische Staatsbürger in Gefahr sind. Die Legionäre werden heute auch bei Friedenseinsätzen rund um den Globus eingesetzt. Sie unterstehen, wie im Jahre 1831, auch noch gegenwärtig nur einer Person: dem französischen Staatsoberhaupt, heute also dem Präsidenten.

Heute zählt die Legion ca. 7600 Soldaten, verteilt auf 10 Standorte in Europa, Afrika, Südamerika sowie im pazifischen Ozean. Hauptsächlich eingesetzt, um sensible Objekte (z.B. die Abschussbasis der Ariane-Rakete in Französisch-Guyana) sowie für Frankreich ebenso wie für Europa strategisch wichtige Punkte (Horn von Afrika, Dschibuti) zu bewachen. Das deutsche Marinekommando am Horn von Afrika, hat seinen Stützpunkt als Gast in Dschibuti. Die Fremdenlegion wurde in den vergangenen 30 Jahren häufig auch für andere Einsätze herangezogen; so zum Beispiel im Tschad (1969-1970, 1978-1988), in Zaire bzw. Kongo (1978), in Beirut im Libanon (1983), meistens zusammen mit multinationalen Sicherheitstruppen.
Während des Golfkrieges gegen Saddam Hussein 1991 waren - eingebunden in die "Division Daguet"- mehr als 2500 Legionäre an der erfolgreichen Operation "Desert Storm" beteiligt.
Seit 1992 schließlich werden Teile der Legion unter dem Banner der UN für friedenssichernde Maßnahmen eingesetzt. Sie kam 1992/1993 in Kambodscha und Somalia, sowie 1994 in Ruanda zum Einsatz. Ebenfalls ab 1993 wird die Legion - immer noch als "Blauhelmsoldaten"- in Ex-Jugoslawien als "schnelle Eingreiftruppe" zur Jagd nach Kriegsverbrechern, zur Minenräumung, Sicherung von Straßensperren usw. eingesetzt. War die Legion bis Ende 1970 noch eine in sich abgeschlossene Einheit im Schoße der französischen Streitkräfte, in welche Außenstehende gar nicht oder nur sehr schwer Einblick fanden, so hat sich dieses in den letzten 20 Jahren doch etwas verändert. Die Legion ist - hauptsächlich auch durch Umstrukturierungen in der französischen Armee - weltoffener geworden. Die Devise der Legion lautet "Legio Patria Nostra" (Lateinisch: Die Legion ist unser Vaterland).


Anwerbung, Musterung und Ausbildung

Musterung ohne Ausnahme in Frankreich (Mutterland) (bei freier Unterkunft und Verpflegung)
  • Erste Auslese in einem der Info- oder Bewerbungsbüros
  • Musterung in Aubagne (Südfrankreich, bei Marseille):
    • Ärztliche Untersuchung
    • Sporttest (luc-leger "navette")
    • Psychotechnische Tests
  • Falls Annahme, Unterschrift eines Erstvertrags von 5 Jahren mit der Fremdenlegion. Später besteht die Möglichkeit weitere Verträge von 6 Monaten bis 3 oder 5 Jahre zu unterschreiben.
  • Altersspanne zwischen 17 und 40 Jahren
  • Vorlage eines Identitätsnachweis
  • Mit jedem möglichen Familienstand (verheiratet oder ledig) werden die Bewerber als ledig verpflichtet
Die Bewerber müssen körperlich voll tauglich sein und bereit ohne Einschränkungen an allen Orten der Welt zu dienen.
Die Grundausbildung dauert vier Monate im 4. Fremdenlegionregiment in Castelnaudary (Südfrankreich), danach wird nach Eignung die Versetzung in eines der 10 Regimenter (Aufstellung am Ende des dritten Teils) oder Abteilung der Fremdenlegion vorgenommen. Von Anfang an wird den Rekruten der Ehrenkodex der Legion beigebracht, der auch gleichzeitig die Einführung in die französische Sprache beinhaltet.

Der Ehrenkodex eines Fremdenlegionärs
  1. Legionär, Du bist ein Freiwilliger, der Frankreich mit Ehre und Treue dient.

  2. Jeder Legionär ist Dein Waffenbruder, gleich welcher Nationalität, Rasse oder Religion. Du bezeugst ihm jederzeit engste Verbundenheit, so als wäre er Dein leiblicher Bruder.

  3. Du respektierst Deine Traditionen, bist Deinen Vorgesetzten treu ergeben, Disziplin und Kameradschaft sind Deine Stärke, Mut und Treue Deine Tugenden.

  4. Deinen Status als Fremdenlegionär zeigst Du durch Dein einwandfreies, immer elegantes Äußeres, Dein Benehmen ist würdevoll und zurückhaltend, Deine Kaserne und Deine Unterkunft sind immer sauber.

  5. Als Elitesoldat trainierst Du unerbittlich, Du behandelst Deine Waffe, als wäre sie Dein höchstes persönliches Gut, Du bist ständig bestrebt, Deine körperliche Verfassung zu verbessern.

  6. Der erteilte Befehl ist heilig, Du führst ihn um jeden Preis bis zu seiner Erfüllung aus. (Der Artikel 6 des "Ehrenkodex eines Fremdenlegionärs" wurde Ende 2000 neu definiert: "Der erteilte Befehl ist heilig, Du führst ihn - unter Respektierung der Gesetze sowie der Genfer Konventionen- bis zu seiner Erfüllung aus; sollte es nötig sein unter Einsatz Deines Lebens.")

  7. Im Kampf bist Du leidenschaftslos und ohne Hass, Du achtest Deine besiegten Feinde. Deine gefallenen und verwundeten Kameraden sowie Deine Waffen lässt Du niemals zurück.



Geschichte und Verluste

Seit der Gründung der Legion 1831 sind bisher ca. 35800 Legionäre für Frankreich gefallen, Einsatzgebiete und Verluste sind in der folgenden Tabelle aufgelistet:

 Einsatzgebiet Jahr(e)Verluste
Algerien1831-1882844
Spanien1835-18391103
Krim1854-1855444
Italien1859143
Mexiko1863-1869468
Frankreich1870-1871930
Südoran1882-1907655
Tonkin1883-19102064
Formosa188533
Dahomey1892-189437
Sudan1893-18943
Madagaskar1895-1901260
Marokko1907-1914325
1. WK1914-19184116
Orient1914-1918815
Marokko1914-1918348
Tonkin1914-194055
Marokko1920-19351496
Syrien1925-192745
2. WK1939-19459017
Indochina1945-195410483
Madagaskar1947-19505
Tunesien1952-195414
Marokko1953-195666
Algerien1954-19621976
Mauretanien1956-19573
Tschad1969-19708
Zaire/Kongo19785
Tschad1978-19791
Libanon1983-19845
Tschad19881
Kuwait19911
Jugoslawien19924
Kongo19971



Einige der Einsätze und Gefechte

1831 Algerien

Algerien wurde über viele Jahrhunderte von dem Osmanischen Reich kontrolliert und Algier war die Hauptstadt und größter Stützpunkt einer Piratenflotte, die den Mittelmeerraum unsicher machte. Viele Länder, wie England, Frankreich, Spanien und auch die Niederlande versuchten erfolglos dieses Piratennetz einzunehmen. 1815 griffen die USA mit einem Geschwader Algier an, ein Jahr später dann auch England zusammen mit den Niederlanden.
In Frankreich suchte man auch einen Vorwand, um hier eingreifen zu können und der kam am 27.4.1827, als Hussein, der Dey und Regent von Algier, dem französischen Konsul Deval 3 Schläge mit dem Fliegenwedel gegeben hatte, weil dieser die Zurückzahlung eines Kredites zurückgewiesen hatte, den Algier den Franzosen zur Zeit der Italienkriege 1796 gewährt hatte. Aufgrund dieser, nach Ansicht der Franzosen tiefen Demütigung, verhängten sie zuerst eine Seeblockade. Dann beschloss der Ministerrat am 31. Januar 1830 die Invasion in Algerien.
Es gelang im Laufe des Jahres, das "Piratennest" - und dieser Vorwand war offiziell ja der Grund der Invasion gewesen – auszuheben, doch die Gier nach Land und Einfluss war dabei wohl ausschlaggebend.

Nun gab es laufend Gefechte mit den Truppen des Abd el Kader, der von sich behauptete, er sei ein Nachfolger von Mohammed und deshalb viele Moslems in seinen Bann zog. Doch die Franzosen blieben auf ihrem Kurs und annektierten Algerien im Jahr 1834.
Das neue Regime stieß bei den Berberstämmen auf Widerstand. Sie hatten unter den Türken sehr selbstständig leben können, nun aber machte ihnen die neue Regierung Vorschriften. Im laufenden Kleinkrieg wurden Truppen der Fremdenlegion nach Algerien gebracht, die dann in Sidi bel Abbes stationiert waren, und dieser Ort wurde zum Zentrum der französischen Fremdenlegion. Die Überlegenheit der Fremdenlegion gegenüber den Truppen von Abd el Kader brachte dann doch letztlich nach 17 Jahren den Sieg.
Bis heute wird Abd el Kader als Held der modernen algerischen Nationalisten angesehen.
Bis zum Beginn des Algerienkrieges gab es sehr oft Spannungen und lokale Gefechte, in Algerien und auch in Marokko, die Fremdenlegion führte einen langen und hinhaltenden Krieg, gegen die Berber und andere Stämme in Nordafrika.


1863 Camerone in Mexiko
Camerone, ein Mythos entsteht

Der Kampf um Camerone gilt in der Fremdenlegion als Symbol für den Kampf bis zur letzten Patrone und, wenn es sein muss, bis zum letzten Mann, zur Erfüllung eines gegebenen Wortes und erhaltener Aufträge. Jedes Jahr am 30. April wird in allen Standorten dieser Männer gedacht, es ist der Camerone Tag.
An diesen Tag war ein Transport nach Puebla unterwegs, das von den Franzosen belagert wurde. Der Transport hatte 3 Millionen Franc, Waffen und Ausrüstung dabei und es wurde beschlossen, ein Aufklärungskommando vorauszuschicken. Der kommandierende Offizier war Capitaine Danjou, und er zog mit 2 weiteren Offizieren und 62 Legionären los. Nach einigen Stunden, nach ca. 20 Kilometern, machten sie eine morgendliche Rast und wurden dabei von den Mexikanern angegriffen. Capitaine Danjou ging mit seiner Kompanie in Verteidigungsstellung und zog sich kämpfend zurück. Es gab mehrere Kavallerieangriffe, die erfolgreich abgeschlagen wurden, die Legionäre kämpften so, wie sie es gelernt hatten, und fügten dem Feind erste starke Verluste zu. Sie kamen auf dem Rückzug zur Herberge von Camerone, einem größeren Gebäude mit drei Meter hohen Mauern und einem umbauten größeren Innenhof. Capitaine Danjou befahl nun, sich in der Hazienda zu verschanzen und den Feind zu beschäftigen, um einen Angriff auf den nachfolgenden Transport so lange wie möglich hinauszuzögern.
Der kommandierende mexikanische Offizier forderte nun Capitaine Danjou auf, sich zu ergeben, denn bei der Überlegenheit der Mexikaner mit 1200 Soldaten und 800 Kavalleristen, war ein Ende der Legionäre absehbar. Doch Capitaine Danjou teilte ihnen mit: "Wir haben noch Munition und wir ergeben uns nicht!" Er stellte sich vor seine Legionäre und hob die rechte Hand und schwor, sich bis zu seinem Tod zu verteidigen. Seine Legionäre taten es ihm nach. Das war um 10 Uhr morgens. Gegen Mittag wurde Capitaine Danjou durch einen Bauchschuss getötet. Um zwei Uhr fiel Unterleutnant Vilain. Dann entschloss sich der mexikanische Oberst Milan, mit Feuer anzugreifen und in der Hazienda Brände zu legen. Die Hitze und der Rauch verschlimmerten ihre Lage noch, doch die Legionäre hielten immer noch stand. Die meisten von ihnen waren verwundet. Bis sechs Uhr abends trotzten diese sechzig Männer, die seit dem Morgengrauen weder etwas gegessen noch getrunken hatten, der extremen Hitze, dem Hunger und dem Durst.
Um fünf Uhr nachmittags hatte Unterleutnant Maudet noch ein Dutzend kampffähiger Männer an seiner Seite. Der mexikanische Oberst scharte seine Soldaten um sich um sie zu fragen, ob sie sich nicht schämten, mit dieser Handvoll Männer nicht fertig zu werden (ein Legionär, der Spanisch verstand, übersetzte dies seinen Kameraden). Die Mexikaner waren bereit zum Sturm auf die Hazienda. Sie hatten einige Breschen geschlagen. Nun forderte Oberst Milan in ritterlicher Weise Unterleutnant Maudet noch einmal auf, sich zu ergeben. Doch das kam für diesen nicht in Frage.
Der letzte Sturmangriff begann. Bald blieben Maudet nur noch fünf Männer übrig: Gefreiter Maine sowie die Legionäre Catteau, Wensel, Constantin und Leonhard. Jeder hatte noch eine Patrone. Sie zogen sich nun in einen hinteren Winkel der Hazienda zurück und pflanzten das Bajonett auf, dann - auf Kommando des Unterleutnant Maudet - stürzten sie sich auf die anstürmenden Mexikaner. Unterleutnant Maudet und zwei Legionäre sanken tödlich getroffen zu Boden. Maine und seine beiden verbleibenden Kameraden wären massakriert worden, wenn nicht ein mexikanischer Offizier dazwischengegangen wäre, der rief: "Ergebt euch!" Noch immer mit vorgestrecktem Bajonett, antwortete einer der Legionäre: "Wir ergeben uns nur, wenn ihr uns versprecht, dass wir uns um unsere Verwundeten kümmern können und dass wir unsere Waffen behalten können".
Der mexikanische Offizier erwiderte: "Männern wie euch kann man nichts abschlagen."

Die sechzig Männer des Capitaine Danjou haben ihren Schwur gehalten. Elf Stunden haben sie 2000 Feinden standgehalten, haben davon 300 getötet und mindestens ebenso viele verwundet. Sie haben Stand gehalten und sich geopfert, dadurch konnte der Transport sicher an sein Ziel gelangen. Sie haben den Auftrag, der ihnen anvertraut wurde, erfüllt.

Kaiser Napoleon der III. hat angeordnet, dass der Name "CAMERONE" auf die Fahne des Fremdenregimentes geschrieben wird; und dass die Namen von Danjou, Vilain und Maudet mit Goldbuchstaben in die Wände des Invalidendomes in Paris gemeißelt werden. Am Ort der Schlacht in Camerone in Mexiko wurde 1892 ein Denkmal errichtet. Es trägt die Inschrift:

"Hier standen weniger als 60 Mann gegen eine ganze Armee. Deren Masse hat sie erdrückt. Bevor sie jedoch ihren Mut verloren, haben diese französischen Soldaten am 30. April 1863 ihr Leben gegeben. Zum Andenken an sie hat das Vaterland dieses Denkmal errichtet."

Seit dieser Zeit präsentieren vorübermarschierende mexikanische Soldaten vor dem Denkmal das Gewehr.


1940 Narvik und Bjerkvik
Schlacht um Narvik

Die Schlacht um Narvik fand während des 2. Weltkrieges statt, als deutsche Truppen während der Operation Weserübung Norwegen besetzten. Deutschland hatte am 9.April 1940 Dänemark und Norwegen angegriffen, es gab in Dänemark keinen Widerstand, doch in Norwegen gab es längere Kämpfe. Ziel war es, die Transportwege für das wichtige Eisenerz aus Kiruna zu sichern und den Alliierten hier zuvorzukommen. Die Briten und Frankreich hatten am 5.Februar die Entscheidung getroffen, Truppen nach Nordnorwegen zu schicken, es wurde an 3-4 Divisionen gedacht. Man plante dies zuerst als Unterstützung von Finnland, das sich gerade im Winterkrieg gegen Sowjetunion befand. Hitler gab den Invasionsbefehl am 1.3.40. Der Angriffstermin war auf den 5.4. festgesetzt, verzögerte sich um einen Tag, doch früh morgens am 9.4.40 wurde Norwegens Süden angegriffen, auch im Norden in Narvik landeten deutsche Gebirgsjäger. Hier verloren die Deutschen in kurzer Zeit ihre 10 Zerstörer, und die Gebirgsjäger und die evakuierten Besatzungen bildeten nun die verschiedenen Kampfgruppen um Narvik herum. Die Engländer zusammen mit den Franzosen versuchten entlang der norwegischen Küste Landungen und führten Gefechte gegen die deutschen Truppen, doch mangelnde Planung und massive deutsche Angriffe machten weitere Landgewinne unmöglich. In Mittelnorwegen ziehen sich dann die Engländer und die Franzosen aus Andalsnes und Namsos zurück, obwohl bereits 13 000 Mann gelandet waren.
In Narvik selber machten Norweger und einige gelandeten englische Truppen den Deutschen laufend zu schaffen, drangen sie doch immer weiter Richtung Narvik Stadt und Hafen vor, unter dem Schutzschirm der englischen Marine, die mit Kreuzern und Zerstörern auf erkannte Stellungen der Deutschen feuerte. Im Bereich von Ankenes hatten sich einige Kompanien Polen in den Bergen festgesetzt und konnten von dort aus den Hafen von Narvik kontrollieren.
Es dauerte bis zum 12.5.40, bis die Alliierten gemeinsame Truppen in der Nähe von Narvik landeten, und zwar in Bjerkvik. Mit dabei war eine halbe Brigade Alpenjäger, also Franzosen, vier Bataillone Polen und zwei Bataillone Fremdenlegionäre, die frisch von Algerien gekommen waren. Wegen des hohen Anteils von Deutschen in der Fremdenlegion wurden diesen spezielle Papiere ausgestellt, die sie als Bretonen auswiesen. Dazu kamen noch eine britische Brigade und ein Verband von 3500 Norwegern.
Insgesamt haben die Alliierten 25.000 Soldaten in Narvik und Umgebung gelandet. Ihnen standen lediglich 4.500 Deutsche (2.000 Gebirgsjäger und 2.500 Mann evakuierte Zerstörerbesatzungen) unter Generalleutnant Dietl gegenüber. Nun kam die Schlacht um Narvik in die Endphase, und die Deutschen hatten schlechte Karten in der Hand. Das Kräfteverhältnis stand so eindeutig zu Gunsten der Alliierten, dass sogar Hitler den Deutschen den Befehl geben wollte, sich nach Schweden abzusetzen. Erst durch Intervention des Führungsstabes des Heeres erging an Dietl der Befehl, die Stadt zu verteidigen.
Am 24.4.40 begannen zunächst norwegische Verbände die Deutschen anzugreifen. Die Deutschen hatten sich bereits teilweise in den Bergen um Narvik verschanzt und mussten schließlich nach zähen Gefechten mit den in alpinem Gelände unerfahrenen Alliierten am 28.5.40 Narvik räumen. Allerdings konnten sie die wichtige Erzbahn bei Narvik halten. Kurz zuvor hatte das Deutsche Reich die Westoffensive gegen Frankreich (Fall Geld) eröffnet, woraufhin die Alliierten ihre Soldaten aus Norwegen abzogen. Generalleutnant Dietl konnte Narvik am 8.6.40 wieder besetzen. Die eingesetzte 13. Halbbrigade der Fremdenlegion wurde im Februar 1940 in Sidi-Bel-Abbès gegründet und hatte ihre Feuertaufe in Narvik/Bjerkvik, welche die Halbbrigade zwar verlustreich, aber dennoch erfolgreich hinter sich brachte. Es war eine der wenigen Elitetruppen, die den deutschen Gebirgsjägern gegenüberstanden und diese stark unter Druck setzten. Die Legionäre hatten sich durch große Tapferkeit und Siegeswillen ausgezeichnet, die Deutschen in der Legion wollten den Beweis antreten, dass sie auch gegen die Truppen ihres Geburtslandes gut kämpfen konnten.
Im weiteren Verlauf des 2. Weltkrieges wurde die 13ème D.B.L.E. (Halbbrigade) in Nordafrika unter anderem in Bir-Hakeim (Lybien) sowie an der Seite der Briten gegen Rommels Afrikakorps bei der Schlacht von El-Alamein eingesetzt. Die Halbbrigade war auch Teil der Alliierten bei der Invasion an der Côte d'Azur im August 1944. Ebenfalls an der Seite der Alliierten kämpfte die 13ème D.B.L.E. gegen Ende des 2. Weltkrieges im Elsass und in Italien. Sie wird uns im Indochinakrieg wieder begegnen.

Lesen Sie in Kürze die weiteren Teile dieser Serie: "Indochina", "Algerien und Kongo", "Symbole der Fremdenlegion."


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