|
NEWSATELIER sprach mit James Bamford über die Operation Northwoods. Der Journalist James Bamford gilt weltweit als der Experte in Fragen der Geheimdienstszene, speziell der NSA. Er war Produzent der "World News Tonight" des Fernsehsenders ABC und schreibt u. a. für renommierte Zeitschriften wie "New York Times", "Washington Post" und "Los Angeles Times". Bereits das 1982 veröffentlichte NSA-Buch "The Puzzle Palace" wurde in den USA zum Bestseller.
NEWSATELIER (WD): "Guten Tag Herr Bamford. Ich rufe aus Deutschland an, wir recherchieren für eine Veröffentlichung über die "Northoods-Dokumente", die Sie in Ihrem Buch "Body of Secrets" erwähnen. Dürfen wir Ihnen dazu einige Fragen stellen ?"
Bamford: "Ja, das ist okay. Ich habe nicht viel Zeit, also fangen wir gleich an ?"
NEWSATELIER (WD): "Das Northwoods-Dokument kann vom "National Security Archive" der Universität Washington heruntergeladen werden." [www.gwu.edu/~nsarchiv/news/20010430/]
Bamford: "Ja, ein Teil der Dokumente"
NEWSATELIER (WD): "Können Sie die Authentizität des Dokuments auf der dieser Internetseite bestätigen ?"
Bamford: "Das ist ein Teil davon, es ist nicht das ganze Dokument"
NEWSATELIER (WD): "...und dieser Teil ist authentisch ?"
Bamford: "So weit es mir bekannt ist: ja"
NEWSATELIER (WD): "Wann wurde der Geheimhaltungsvermerk des Northwoods-Dokuments aufgehoben ?"
Bamford: "1998 oder 1997"
NEWSATELIER (WD): "Wann haben Sie die Dokumente in den Archiven entdeckt ?"
Bamford: "Ich entdeckte Sie gleich zu dieser Zeit, nach der Freigabe"
NEWSATELIER (WD): "Was war Ihre ursprüngliche Quelle für diese Dokumente ? In Ihrem Buch "Body of Secrets" [Deutsch: "NSA", broschierte Ausgabe 2002 im Goldmann-Verlag, ISBN 3-442-15151-1] erwähnen Sie das ARRB-Archiv [2] als Quelle."
Bamford: "Richtig, das ist meine Quelle"
NEWSATELIER (WD): "Gab es irgendwelche offiziellen Reaktionen auf die Veröffentlichung der "Operation Northwoods" ? Versuchte die Regierung oder die NSA die Echtheit des Dokuments zu leugnen ? Wurde es ignoriert, oder versuchte man die Veröffentlichung zu verhindern ?"
Bamford: "Sie hatten nicht viele Möglichkeiten, es zu verhindern. Die Dokumente waren im Nationalarchiv [der USA]. Zur Zeit der Veröffentlichung meines Buches waren es öffentlich zugängliche Dokumente. Es gab Probleme bei der Veröffentlichung meines ersten Buches ["The Puzzled Palace"] 1982, aber jetzt hatte ich keine Probleme, es gab keinen Versuch, es zu verhindern."
NEWSATELIER (WD): "Carol A. Valentine erwähnte in Ihrer Veröffentlichung "Operation 911 - No Suicide Pilots" die Operation Northwoods und Ihr Buch "Body of Secrets" als authentisch. Im Januar 2002 änderte sie ihre Ansicht. Valentine vermutet, das Northwoods-Dokument sei von einem ausländischen Geheimdienst geschrieben und in das amerikanische National-Archiv eingeschleust worden. Nach Valentines Ansicht wird dies durch die Verwendung einer Redewendung in britischem Englisch anstelle amerikanischem Englisch bewiesen. Was ist Ihre Meinung zu den Vermutungen Valentines ?"
Bamford: "Das ist Unsinn. Ich höre immer wieder solche verrückten Verschwörungstheorien. Die Dokumente wurden im Büro des Generalstabs [des Pentagons] gefunden. Ich habe 25 Jahre Erfahrung mit diesen Dingen."
NEWSATELIER (WD): "Eine letzte Frage: Halten Sie es für möglich, dass heute mit den selben Desinformations-Taktiken gearbeitet wird, wie sie für die Operation Northwoods geplant waren ?
Bamford: "Northwoods ist mehr als Desinformation. Operation Northwoods war eine Fähigkeit der Vereinigten Staaten, einen Vorwand zu erzeugen, um einen Krieg zu beginnen. Deshalb denke ich, dass die Vereinigten Staaten wieder einen Vorwand für einen Krieg inszenieren können. Es gab damals eine Menge Fragen, ob der ganze Tonking-Zwischenfall ein Vorwand für den Eintritt in den Vietnamkrieg war. Es ist also möglich, aber ich habe keine Beweise, ob sie es tun oder nicht.
Man müsste dazu etwas sehr dramatisches inszenieren und so aussehen lassen, als steckten die Iraker dahinter, und es dann als Vorwand für einen Krieg nutzen. Die Regierung hat mit Sicherheit die Möglichkeiten dazu, aber ich weiß nicht, ob sie es tatsächlich tun oder nicht."
NEWSATELIER (WD): "Dürfen wir Ihre Auskünfte in unserem Artikel veröffentlichen ?"
Bamford: "Ja, Sie können es veröffentlichen, aber bitte im Zusammenhang. Schicken Sie mir bitte eine Kopie."
NEWSATELIER (WD): "Vielen Dank, Herr Bamford, für das interessante Gespräch."
Bamford: "Ich danke ebenfalls, auf Wiedersehen."
Das Interview mit James Bamford fand am 6.3.2003 statt. Wir danken Herrn Bamford für die Unterstützung und die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung.
Der englischsprachige Originaltext des Interviews ist hier abrufbar.
zurück zum Artikel
|
