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22.02.2005Afrikaserie: Angola, Teil 2(HGM) Der Autor war 1985 zum erstenmal im südlichen Afrika, fuhr dabei gleich 18 000 km im Leihwagen und bereiste Südafrika, Namibia, Botswana und Simbabwe. Dabei war er fünf Wochen privat und eine Woche geschäftlich unterwegs. In den nächsten Jahren folgten weitere sieben mindestens sechswöchige Reisen, bei denen immer geschäftlicher Zweck und private Neugier kombiniert waren. Durch seine persönliche Erfahrung weiß er, daß Afrika ein vergessener Kontinent ist, der von den Medien total falsch dargestellt wird.Wie im ersten Teil erwähnt, war der Begriff Söldner ja nicht mit einem guten Image versehen. Man ging davon aus, wer für Geld kämpft, hat Lust am Töten oder handelt aus reiner Habgier. Hat nicht gerade der Nationalismus den Gedanken geprägt, daß nur ein Wehrdienst für sein Vaterland ehrenvoll sein kann? In Europa, wo jetzt viele Staaten den Wehrdienst zugunsten von Berufsarmeen abgeschafft haben, stellt sich natürlich die Frage, wie ehrenvoll es für einen Berufssoldaten ist, plötzlich in Übersee zu kämpfen, wo nicht mehr sein Vaterland direkt bedroht ist. Siehe der Ausspruch von Herrn Struck: "Deutschland wird am Hindukusch verteidigt". So gesehen kann man den Begriff Söldner nicht mehr negativ besetzen, denn wo fängt es an negativ zu werden? Beschränkt sich die Hilfe auf den Dienst mit der Waffe oder zählt auch Ausbildung und technische Hilfe dazu? Also werden wir uns an den Begriff PMC's (Private Military Company) gewöhnen, zumal jetzt in diesen Einheiten viele Angehörige von Spezialeinheiten wie Seals, SAS u.ä. zu finden sind. So wird z.B. der afghanische Ministerpräsident Karsei nur von PMC's als seine Leibwache geschützt. Deren Dienst dauert ein Jahr mit einem Einkommen von 10 000 - 16 000 US $ pro Monat. Er kann sich dabei sicher sein, daß sie bei Angriffen so gut wie möglich sein Leben schützen werden. Die ersten weißen Söldner tauchten in Angola bereits 1976 auf, hatten aber eine geringe Kampfkraft. Kubanische Soldaten (waren es jetzt Berater oder auch Söldner?) exekutierten nach der Gefangennahme drei Engländer und einen US Amerikaner. Im angolanischen Bürgerkrieg kämpften nun auf beiden Seiten PMC's. Sie flogen die Flugzeuge auf beiden Seiten, besonders die alten russischen und ukrainischen Modelle. Die Waffenlieferungen gingen an beide Seiten, doch in der Masse (schwarze Soldaten auf beiden Seiten) bewegte sich nicht viel. Hier fehlte die entsprechende Ausbildung und auch Ernährung und Bezahlung, lebten doch in den Camps auch viele ihrer Familienangehörigen. Die Kampfkraft der UNITA Soldaten ist aber weit höher, als die der FAPLA. In der Literatur berichten die Südafrikaner über die Disziplin und Tapferkeit der UNITA Soldaten. Viele der FAPLA Soldaten warten oft Monate auf ihr Gehalt. Bei der FAPLA bekommt ein General 35 000 US $ im Monat; dazu kann man noch seine Einnahmen aus Erpressung und Korruption addieren, und dies dürfte auch einer der Gründe sein, warum der Krieg noch länger weitergehen wird. So ein Einkommen will doch keiner verlieren. Auch die Abgeordneten des angolanischen Parlaments bekommen nicht wenig. Alle 2 Jahre einen neuen Dienstwagen, natürlich Audi, Daimler oder BMW, dann einmal im Jahr eine Prämie von 50 000 US $. Zwischen 1992 - 1994 hatte dann Savimbi mit der UNITA den Großteil des Landes besetzt, einschließlich der Provinzhauptstädte. Auch die Stadt Huambo war besetzt und hier konnten die Menschen erleben, wie Savimbi für Recht und Ordnung sorgte, sich um die soziale Gerechtigkeit kümmerte, aber auch mit harten Urteilen und Strafen der Bevölkerung Angst einflößte. Die UNITA hat es aber auch in ihrem Einflußgebiet geschafft, in Agrargenossenschaften doch einen großen Erfolg zu erzielen, der der Versorgung der Menschen stark zugute kam. Natürlich auch der kämpfenden Truppe. Ein für afrikanische Verhältnisse sehr gutes Sanitätswesen sorgte auch bei den Soldaten für einen guten moralischen Hintergrund. Noch im Jahr 1994 kam dann die große Offensive der FAPLA mit Hunderten von russischen Panzern der Typen T 54/55 und auch mit Artillerie und Raketenwerfern. Ausgebildet waren die Soldaten jetzt von Beratern (PMC's). Es wurden russische Kampfflugzeuge und Hubschrauber geliefert und auch im Einsatz von russischen/ukrainischen Piloten (PMC's) geflogen. In dieser Zeit spiegelte sich auch der Anglo/Frankophone Konflikt wider. Mobuto und auch der Sozialist Francois Mitterand unterstützten Savimbi. Bezahlt wurde alles mit Edelsteinverkäufen. Allein im Jahr 1999 waren es für 300 Mio. US $ und 1.2 Mio. Karat. Savimbi hatte mit der UNITA 50 000 gut ausgebildete und kriegserprobte Soldaten hinter sich und 100 000 Mann starke Armee der FAPLA erlitt laufend starke Verluste. Die Unterstaatssekretärin der USA, Sudan Rica, sagte auch in Luanda auf einer Pressekonferenz, die MPLA werde künftig von den USA unterstützt, weil die Regierung von Angola künftig die Ölkonzessionen nicht nach Europa (hier sind die Franzosen gemeint) sondern nach den USA vergeben wolle. Haliburton und Chevron tauchen in diesen Zusammenhang auf und Cheney als jetziger US-Vizepräsident hängt da auch drin. Im Mai 1995 sagte Ron Brown, der damalige US Handelsminister unter Clinton, in Dakar: "Die Vereinigten Staaten sind nicht gewillt, die afrikanischen Märkte weiterhin den früheren Kolonialmächten zu überlassen". Aber auch Clinton hatte sich seinen Heimatstaat Arkansas engagiert und versuchte Einfluß in Angola (Mineralöl) zu gewinnen. Nach der Stabilisierung der militärischen Verhältnisse in Angola, also Status Quo, vergab der Präsident dos Santos Petroleumkonzessionen an die Total-Fina-Elf Gesellschaft, natürlich gegen hohe Schmiergelder und ihrer Drohung, sie würden Savimbi noch stärker mit Waffen beliefern. Wer gewann nun den Krieg in Angola, diesem Stellvertreterkrieg im Süden Afrikas? Fidel Castro sagt, Kuba hat gewonnen und Südafrika reklamiert den Sieg für sich. Die kubanische Propaganda in den Printmedien und auch über Video erstreckte sich weltweit und besonders die Schlacht bei Cuito Cuanavale wurde als großer Sieg für die FAPLA und Kuba dargestellt. Doch die Wirklichkeit wich stark davon ab. Die Umzingelung der Südafrikaner und der UNITA durch die Kubaner und die FAPLA war bei der Anzahl der Truppen und auch geländebedingt nie möglich gewesen. Später in Reden in Havanna am 26.7.88 und 9.7.89 bestätigte Fidel Castro die südafrikanische Version. Castro sagte, er habe damals befürchtet, daß die SADF die noch verbliebenen Truppen der FAPLA bei Cuito Cuanavale abschneiden und aufreiben werde. Doch der Armeechef der SADF Liebenberg hatte vom Generalstab die Anweisung, Cuito Cuanavale nicht einzunehmen und die FAPLA nicht ganz zu zerstören. Man hatte wieder Angst vor der Meinung der Weltöffentlichkeit, die sich darüber sehr empört hätte, Südafrikaner in Angola zu sehen, wobei diese Weltöffentlichkeit nichts dagegen hatte, 50 000 Kubaner und einige tausend "Berater" aus dem Ostblock in Angola zu sehen. Ebenso ließ der Einsatz von Giftgas durch die FAPLA gegen die UNITA die moralische Weltöffentlichkeit kalt. Die SADF hatte ihre Ziele in Angola: Zerstörung der SWAPO Lager und ihre Verbindungswege und Schwächung der FAPLA und der Kubaner. Und nach Erreichen der Ziele zog sich die SADF wieder nach Südwestafrika zurück. Die UNITA ging dann für einige Zeit in das Machtvakuum hinein. Sieht man sich die Verlustzahlen der Jahre 1987 und 1988 an, erkennt man den militärischen Gewinner sofort. Die Quote bei den Verlusten, SADF zur MPLA/SWAPO/Kubaner war ca. 1:100, die der UNITA zu den angolanischen Verbündeten 1:10. Im Materialbereich war der Unterschied noch viel größer. Südafrika hat durch die Vorstöße in Angola erreicht, daß die Verbindungswege der SWAPO für ihre Terroreinsätze nach SWA unterbrochen wurden, und es dauerte lange bis sich die SWAPO davon erholt hatte, doch da war schon Frieden. Durch die hohen Verluste der MPLA/Kubaner hatte die UNITA ihre Bewegungsfreiheit wiederbekommen und der geplante Angriff auf Jamba, das Hauptquartier der UNITA für 1989, wurde dann nie mehr durchgeführt. Militärisch hat ganz klar Südafrika und die UNITA gesiegt, politisch nur die SWAPO, die durch die UNO in die Machtposition in Namibia hineingebracht wurde, die sie heute hat und auch ausnutzt. Dort werden heute durch Korruption und Bevorzugung des Stammes der Ovambo (90 % Anhänger der SWAPO und über 50 % der Bevölkerung) keine sogenannten demokratischen Abläufe unterhalten. Die Verlierer aber sind die einfachen, normalen Menschen in Angola. Der fast 30 Jahre währende Krieg hat das Land zerstört und viele Menschen dazu. Sehr guter Ackerboden und viele Bodenschätze in einem der reichsten Länder Afrikas helfen dem normalen Menschen nicht zum Überleben. Die Ackerflächen sind jetzt nur eingeschränkt nutzbar, da eine planmäßige Minenräumung nur langsam vorangeht. Die anderen Reichtümer des Landes beuten Konzerne und die Kriegsparteien aus. Die von den Reisenden geschilderte schönste Stadt Afrikas, Luanda, ist zu einem Moloch verkommen. Die Bakongo, die seinerzeit mit dem Guerillakrieg begonnen hatten, dabei viele Weiße töteten und auch dadurch von der portugiesischen Armee stark bestraft wurden, haben heute so gut wie keinen Einfluß im Lande mehr. In Luanda bestimmen fast nur die Mischlinge das Geschehen und diese haben kein großes Ansehen im Lande, aber sie haben die Macht. So ist in der Zukunft eine weitere Auseinandersetzung vorprogrammiert. Auch nach einem Frieden im Lande wird es noch viele Jahre dauern, bis eine Umkehr stattfindet. Doch wer, außer der normalen Bevölkerung, ist an Frieden interessiert? Für 2005 sind wieder Wahlen angesetzt. Weitere Begriffe und Abkürzungen
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