06.06.2004

Afrikaserie: Angola

(HGM) Der Autor war 1985 zum erstenmal im südlichen Afrika, fuhr dabei gleich 18 000 km im Leihwagen und bereiste Südafrika, Namibia, Botswana und Simbabwe. Dabei war er fünf Wochen privat und eine Woche geschäftlich unterwegs. In den nächsten Jahren folgten weitere sieben mindestens sechswöchige Reisen, bei denen immer geschäftlicher Zweck und private Neugier kombiniert waren. Durch seine persönliche Erfahrung weiß er, daß Afrika ein vergessener Kontinent ist, der von den Medien total falsch dargestellt wird.



Als ich zum erstenmal an dem Ufer des Kavango stand, und von Rundu aus hinüber auf die angolanische Seite blickte, war mir Angola und die Geschichte dieses Landes nur wenig vertraut. Der Anblick hinüber, es war am späten Nachmittag, vermittelte mir aber auch ein wenig Ruhe und Frieden dieses großen südwestafrikanischen Landes. Mit dem Frieden war es aber nicht weit her, hatten doch vom angolanischen Ufer in der letzten Nacht, einige Schützen mit ihren Gewehren die Polizeistation angegriffen und einige der Fensterscheiben zerschossen. Ich hatte nach meinen Blick über den Fluß die Polizeistation aufgesucht, um einige Informationen über den Caprivi zu bekommen, Reisemöglichkeit und Straßenverhältnisse.
Seitens der Polizei wurde mir aber ein Weiterreisen über den Ort Bagani in der Nähe der Popafälle untersagt, es durften nicht mal Südafrikaner oder auch Südwestafrikaner dort einfach so herumreisen. Mit diesen Infos ausgestattet fuhr ich dann zur Kaserne der südafrikanischen Armee, konnte auch sogleich ohne meinen Paß vorzuzeigen, diese an dem Wachhaus am Eingang betreten. Mein Ziel war Oberst Fourie, der Distriktkommandant dieser nördlichen Runduregion einschließlich Caprivi. Ich fragte mich so durch und bald stand ich, nachdem ich meinen Wagen vor dem Gebäude geparkt hatte, im Vorzimmer des Oberst Fourie und teilte dem Hauptfeldwebel meinen Wunsch mit, den Kommandanten zu sprechen. Es wurde nicht nach dem Grund oder auch nach meiner Herkunft gefragt, und nach zwei oder drei Minuten konnte ich den Raum betreten, wo hinter einem einfachen Schreibtisch der Oberst saß und mich aufmerksam musterte. Der Hauptfeldwebel hatte mich so zackig mit militärischen Gruß angemeldet, daß ich fast bestrebt war, es ihm gleich zu tun, mich aber besann, denn ich war ja schließlich Zivilist. Ich reichte dem Oberst ein kurzes an ihn gerichtetes Schreiben, das von einem Hauptmann Bannister stammte, der es mir in Namutoni im Etosha Nationalpark gegeben hatte, um mich aus seiner Sicht zu empfehlen. Ich war in Namutoni mit dem Hauptmann Bannister bekannt geworden, als ich mich mit seiner Gruppe von Soldaten lange unterhielt und von ihnen erfahren hatte, daß sie nach einem 3 wöchigem Aufenthalt in Angola sich nun in Namutoni ausruhten und wieder neu auf kommende Einsätze vorbereiteten. Für mich war das alles im Dezember 1985 viel Neuland, hatte ich zwar in Deutschland etwas über einige Grenzkonflikte mit Angola gehört, hatte aber keine Ahnung davon, worum es da im Detail ging oder wieviele Soldaten auf beiden Seiten eingesetzt waren.
Direkt im Fort Namutoni wurden einige Zimmer umgebaut, es sollte Platz für weitere Touristen geschaffen werden. Obwohl ja zu diesem Zeitpunkt fast nur Südwestafrikaner dort unterwegs waren, wollte man versuchen mehr Überseetouristen zu bekommen. Durch den Zimmermangel sollte ich dann mein Zimmer auch räumen, konnte es aber doch behalten, weil einige Parkranger sich für mich einsetzten. Die Soldaten hatten mir aber gleich Platz in ihrem Zimmer angeboten, natürlich mit Erlaubnis des Hauptmann Bannister, der mir in einigen langen nächtlichen Gesprächen auf dem Turm des Forts Namutoni die gesamte militärische Lage an der Grenze oder auch in Angola selber erklärte. Er war von Beruf Lehrer in einer südafrikanischen Oberschule, sprach auch wenige Worte Deutsch und stammte, wie auch die restlichen Soldaten, aus Natal, und mein Leihwagen dieser Reise hatte das Autokennzeichen von Durban, der Hauptstadt Natals. Ich hatte mich auf der Fahrt nach Namutoni sowieso gewundert, warum mich so viele Fahrer der Armeefahrzeuge anblinkten und mir auch oft fröhlich zuwinkten. Es war mein Autokennzeichen, das sie an ihre Heimat erinnerte und später auf meiner Reise sollte ich dann auch nach Durban kommen.
So stand ich nun vor dem Oberst Fourie, und dieser las das kurze Schreiben des Hauptmann Bannister, bot mir einen Stuhl an, und erst jetzt sagte ich, daß ich aus Deutschland bin. Er sagte, wenn Hauptmann Bannister mich empfehle, sei es egal, wo ich herkäme und welchen Wunsch ich nun habe. Ich sagte ihm, daß die Polizei eine Weiterfahrt in den Caprivi nicht erlauben würde, er winkte da nur ab und sagte dem Hauptfeldwebel, der hinter mir stand, er solle mir ein Permit für das gesamte Gebiet erstellen, einschließlich Omega. Von der Existenz von Omega wußte zu diesem Zeitpunkt nur wenige Personen außerhalb der Armee. Dann wünschte er mir noch einen guten Aufenthalt, ich bedankte mich und verließ den Raum. Der Hauptfeldwebel fertigte dann das Permit aus, kein Polizist würde mir einen Zugang verwehren können, denn dieses militärische Dokument war in der Hierarchie das Höchste.
Der Hauptfeldwebel fragte mich dann noch, wo ich Abendessen einnehmen wolle und ließ mich dann von einem Gefreiten bis zur Kantine begleiten, dort könne ich dann ja zu Abend essen. Dies machte ich dann, blieb auch über Nacht in Rundu und befuhr dann ab den nächsten Tag die Caprivistraße, mit einem Abstecher nach Omega, dem Ausbildungslager der Buschleute zu Soldaten der SWATF. Innerhalb von 3 Stunden zeigte man mir das Lager, die Einrichtungen und die Ausbildungsnormen der Buschleute, von denen viele mit Frau und Kind in kleinen Häusern untergebracht waren. Hier konnte ich noch ein Schweizer Messer gegen einen Bogen und 3 Pfeile mit einem Köcher tauschen. Die Fahrt ging an diesem Tag noch bis Kongola, einem Fort der Army, übernachtete dann auch dort. Es waren ca. 30 - 40 schwarze Soldaten hier stationiert unter dem Kommando eines südafrikanischen Leutnants. Sein Stellvertreter war ebenfalls Leutnant und ebenfalls weiß und dieser war Ingenieur und für die Technik zuständig. Zwei der 5 Serganten waren aus dem Caprivi und laut dem Leutnant sehr erfahren und sehr tüchtig. Dann ging es weiter über Katilo Mulilo über die Ngoma-Brücke nach Botswana, dann weiter nach Simbabwe und dann Wiedereinreise nach Südafrika bei Messina. In Südafrika stöberte ich dann in Buchhandlungen nach einigen Büchern über den Konflikt mit Angola, kaufte einige davon und staunte, was sich alles so ereignet hatte, und ich habe bis heute nie den Kontakt zu den Geschehnissen in Angola verloren.

Während der Reisen des Diego Cao und auch des Vasco de Gama von Portugal aus kommend, betraten die Portugiesen an verschiedenen Stellen Afrika an Orten, die heute auf dem Boden des Staates Angola liegen. Später wurden einige Handelsgesellschaften dort gegründet, die mit dem schwarzen (Sklaven) und auch weißen (Elfenbein) Gold handelten. Später kamen noch einige andere Handelsgüter dazu, besonders als der Sklavenhandel keinen Profit brachte. Auf der Berliner Konferenz der Jahre 1884 und 1885 ließen sich dann die Portugiesen Angola als Kolonie von den anderen Großmächten anerkennen, und bis zur Unabhängigkeit 1975 beuteten sie dieses große Land aus, bis zu 450 000 weiße Siedler waren dort vor Ort, die auch intensiven Nahrungsmittelanbau betrieben. In den letzten Jahren der Zuwanderung handelte es sich sehr oft um verarmtes Landvolk, das in Portugal keine Grundlage zum Leben mehr sah.
Ein Erschließung des Hinterlandes durch die portugiesische Kolonialmacht war für diese ein Fremdwort, ebenso die Entwicklung des Landes durch Schaffung von Bildungseinrichtungen für die schwarze einheimische Bevölkerung. Hier engagierten sich kirchliche Missionen und konnten einen guten Erfolg ihrer Arbeit erzielen, doch bei der Anzahl der Menschen und auch bei der Größe des Landes waren auch sie überfordert. Am Ende stellte sich heraus, daß gerade die portugiesische Herrschaft die einheimische Bevölkerung am wenigsten von allen Kolonialmächten auf ihre "Freiheit" vorbereitet hatte. Diese Freiheit kam dann auch, nachdem es einige Jahre von verschiedenen Guerillagruppen einen Buschkrieg gegen die Kolonialmacht gegeben hatte. Bei der Unfähigkeit der Generalität im fernen Lissabon, mussten dies viele portugiesische Soldaten mit ihrem Leben bezahlen, es war ein brutaler und grausamer Krieg auf beiden Seiten. Die Revolution oder auch die rote Nelkenrevolution am 25.4.1975 in Portugal war auch in den Kolonien zu spüren, viele der weißen Siedler erkannten jetzt auch, daß es für sie in Angola keine Zukunft mehr geben würde und verließen das Land. Dies galt aber als feige und als Verrat, es wurde ihnen auch nicht erlaubt, Geld aus der Kolonie abzuziehen, und so waren die Schiffe voll von Frauen und Kindern, die Männer wollten noch ihr Eigentum schützen. Die Armee, verlassen von der politischen Führung in Portugal, kämpfte dann noch ziemlich effektvoll gegen die Guerillagruppen an, im Gegensatz zu Mozambique, war hier die Armee am Gewinnen des Krieges gegen die drei Guerilla Gruppen. Dann gab die Armee auf, die neuen kommunistischen Machthaber in Lissabon wollten die Machtübergabe an die marxistische MPLA, und die Truppen zogen sich viele Siedler mitnehmend, auf Luanda zurück. Alles was transportfähig war, ging in Richtung Portugal auf vielen Schiffen auf die Reise, und dann war die portugiesische Kolonie Angola, nach 400 Jahren Vorherrschaft, keine Kolonie mehr. Es war der 10.November 1975. Es gab 3 starke Guerillaverbände, die eine war mehr in den Ortschaften und auch in der Hauptstadt sehr stark, wurde auch sehr von Moskau mit Waffen und Kriegsmaterial versorgt, und die andere Gruppe war mehr in der Fläche des Landes stark und erhielt nach Abzug der Portugiesen Unterstützung aus den USA. Immerhin war kalter Krieg und Washington handelte so nach dem Motto "der Feind meines Feindes ist mein Freund". Die USA wollten natürlich nicht, daß erstens die Kommunisten in Angola an die Macht kommen und zweitens die Bodenschätze im Lande, wollten sie auch weiterhin ausbeuten. Inzwischen hatten viele Länder der Welt gemerkt, daß es im Lande etwas zu holen gab, und so fielen die verschiedenen Unterstützungen entsprechend aus.
Diese beiden früheren Bundesgenossen im Kampf gegen die Portugiesen, bekämpften sich zuerst im Wahlkampf für die ersten Wahlen im Lande mit Worten, und als es sich dann herausstellte, daß die MPLA ihre Macht in den Städten nutzte um die UNITA zu vertreiben, gab es auch einen Krieg zwischen beiden Gruppen, der bis zur Stunde noch nicht entschieden ist. Es ist gegenwärtig ein Waffenstillstand in den jeweiligen Einflußgebieten.
Zwischen November 1974 und Februar 1976 schickte Moskau Waffen und militärische Einrichtungen im Werte von 400 Mio. US $ nach Angola und sicherte die Landung von Kubanern als Expeditionskorps bis Mitte 1976 mit 11 000 Soldaten. Währenddessen unterstützte Washington über die CIA FNLA + UNITA mit 32 Mio. US $ in Form von Waffenlieferungen. Reagan und Bush sen. zahlten jährlich 50 Mio. US $ an die UNITA, Clinton später nichts mehr. Er hatte die Seiten gewechselt und versprach sich und einigen Kräften in den USA mit der Verbindung zu Luanda mehrere Vorteile. Es paßte Clinton auch gut zu Gesicht [?], die umgedrehten Staatschefs in Afrika, früher die "bösen Buben", jetzt aber als gute Buben (good guys) zu beschreiben. Er nannte sie bei seiner Afrikareise 1998, "Beacons of Democracy - Leuchtfeuer der Demokratie". Hier wäre einmal die Gelegenheit bei Clinton nachzufragen, was er so als Demokratie bezeichnet. Die USA hatten bereits 1993 Angola anerkannt. Laurent Kabila war auch so ein "Leuchtfeuer", Waffen- Drogen- Diamantenschmuggel, Prostitution war sein Geschäft, als er über eine Vermittlung von Ruanda, von der CIA den Auftrag erhielt, Präsident in Zaire zu werden.
Wie sagte bereits General de Gaulle vor vielen Jahren: Denjenigen, die in Afrika unseren Platz einnehmen wollen, denen wünsche ich viel Vergnügen. Als dann noch die MPLA sich anbot, Guerillaeinheiten aus SWA und auch Südafrika hier Heimat und Unterstützung zu bieten und es zuließ dass von diesem Gebiet auch Terrorakte nach SWA hineingetragen wurden, erwuchs für die MPLA ein neuer Feind, und zwar Südafrika.

Hatten die Südafrikaner zuerst nur Polizeitruppen und wenig Militär im Lande, so schafften sie es innerhalb einiger Jahre, eine der besten Armeen aufzubauen, die es in Afrika je gegeben hatte. Dies erfolgte mit Unterstützung der Israeli, die dann auch später die südafrikanischen Atomreaktoren mitbauten, trotz Boykott durch die UNO. Die Gefechte in Angola wurden immer heftiger, besonders zwischen den beiden früheren Guerillaarmeen, und in Washington reifte dann der Plan, die MPLA durch eine militärische Niederlage auszuschalten. Die CIA versorgte die UNITA mit ausreichend Waffen, hatten die UNITA unter dem Kommandanten Savimbi doch fast alle Diamantenminen in ihrem Besitz und konnten somit auch die Waffen gut bezahlen.
Der SADF wurde es erlaubt, über den Kunenefluß, der SWA und Angola trennt, vorzustoßen und die MPLA vor sich herzutreiben und in Luanda sollte dann der gemeinsame Angriff UNITA und Südafrika erfolgen und so eine neue Staatsregierung zu schaffen, die gut mit den USA und Südafrika zusammenarbeiten würde.
Der Erdnußproduzent und Demokrat Carter war Präsident in den USA, und als die Südafrikaner noch 90 Kilometer von Luanda entfernt waren, nach einem blitzartigen Angriff, erfolgte von USA aus der Stopp und Anordnung des Rückzuges. Ebenso erging es an der Front mit der UNITA. Washington hatte kalte Füße bekommen (nicht das erstemal) und im Zeichen des Kalten Krieges und auch der vielen Stimmen in Schwarzafrika hatte man Angst vor der eigenen Courage. Die Südafrikaner waren natürlich sauer, hatten sie doch Verluste an Soldaten und Material gehabt und alles sollte nun umsonst gewesen sein. Doch sie zogen sich zurück, besannen sich auf ihre eigene Ziele und führten dann den Krieg allein weiter, trotzdem sie mit Boykottmaßnahmen seitens der UNO bestraft wurden (weniger wegen des Angriffs auf Angola, als wegen der eigenen Apartheidprobleme Zuhause). Das paßte den USA nun auch nicht und so wurde von dieser Seite aus erwogen, eine Invasion von Südangola aus in Richtung Südafrika durchzuführen, die zu dem Sturz der Regierung in Pretoria führen sollte. Experten rieten aber davon ab, die Verluste bei diesem Landkrieg wären für die USA zu hoch gewesen, gab es ja gleichzeitig auch das Engagement in Vietnam.
Mit dem Rückzug der Südafrikaner aus Angola wollten die MPLA Führer neue Verbündete, die an ihrer Seite stehen sollten, und da sich Kuba schon in Äthiopien stark engagiert hatte, wurden diese um Hilfe gebeten, und so strömten nun neue fremde Truppen ins Land.
Insgesamt rotierten ca. 450 000 kubanische Soldaten innerhalb von 15 Jahren von Kuba nach Angola. Es mögen auch einige 10 000 Sowjetrussen gewesen sein und auch einige tausend Hilfskräfte bzw. Soldaten aus den sozialistischen Staaten, incl. 1000 Soldaten der NVA die sich besonders auf Pionierarbeiten, Sicherheit (Ministerium des Inneren) und Fernmeldewesen konzentrierten. Ebenso wurde die Wartung der MIG`s und der MI -Hubschrauber teilweise von ihnen erledigt. Sogar zur Truppenbetreuung wurden bekannte Bands der DDR Unterhaltung für einige Wochen dorthin exportiert. Eine davon erlebte dann 1985 auch einen Bombenangriff auf Luanda mit. Gleichzeitig standen bis zu 60 000 kubanische Soldaten im Lande. Die Südafrikaner blieben allein, bekamen das Waffenembargo verpaßt und bauten dann eine mächtige Rüstungsindustrie auf, die für afrikanische Verhältnisse geradezu übermächtig war.
Nur Kampfflugzeuge konnten sie keine mehr kaufen, entwickelten aber die französischen Mirage weiter fort, ebenso die bis zu diesem Zeitpunkt gelieferten Trainingsflugzeuge aus Italien. Doch all diese Flugzeuge wurden nur sparsam eingesetzt, nur dann wenn kein Luftkampf mit den MIG´s drohte. Die russischen und kubanischen Piloten der FAPLA flogen die MIG 23 und auch die MIG 25, beides viel modernere Flugzeuge als die Mirage.
Die Armee hatte auch im Aufbau der Streitkräfte eine gute Mischung von schwarzen und weißen Soldaten vorgenommen und auch Schwarze konnten nun Offiziere werden, schwarze Sergeanten gab es auch sehr viele, und so gaben diese auch vielen Familien durch ihr Einkommen einen bescheidenen Wohlstand. Die Ausbildung und auch die Auslese war nicht an die Hautfarbe gebunden und so standen bald einige Einheiten bereit, die auf sich allein gestellt, in Angola im Verbund mit den UNITA Soldaten von Savimbi operierten.
Ab und zu gingen einige tausend Soldaten der SADF und SWATF von SWA aus direkt nach Angola, sehr oft auch in einer Luftbrücke mit Hubschraubern und bekämpften die SWAPO und FAPLA dort sehr intensiv. Dann erfolgte oft wieder der Rückzug und es gab somit nur wenige eigene Verluste.
Dies ging dann bis 1989 so. Die ersten Friedensverhandlungen begannen, Gorbatschow hatte die neue Richtung vorgegeben, Rückzug der Russen aus Afrika und keine Unterstützung mehr für Guerillatruppen dort. Afrika war den Russen zu teuer geworden, wobei sie selber auch keinen Fortschritt in ihre Richtung sahen.

Ich erinnere mich noch an eine Radiosendung von Radio RSA - Deutscher Dienst-1988 die ich fast täglich via Kurzwelle empfing. Der Bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß traf sich im Kalahari Gemsbok National Park und zwar in Twee Revieren mit dem südafrikanischen Außenminister Pik Botha und sie blieben dort 2 Tage zusammen und verhandelten. Einige Quellen sprechen auch davon, daß auch Jonas Savimbi mit von der Partie war. Zuvor hatte sich Franz Josef Strauß mit dem sowjetischen Außenminister in Bonn getroffen, und dort hatte Schewardnaze sondiert, ob er über Strauß mit Südafrika etwas erreichen konnte. Strauß der über die Jahre auch mit Moskau und Pretoria guten Kontakt gehalten hatte, sagte dies zu, und dann gab es dieses geheime Treffen in Twee Revieren und eine Woche später reiste FJS dann in die Sowjetunion und traf sich mit Gorbatschow, und hier überbrachte Strauß eine Botschaft der Südafrikaner.Dies führte dann letztlich zu der Aufnahme von Gesprächen zwischen USA, Sowjetunion, Kuba, Angola und Südafrika, die mit einem Rückzug der Kubaner aus Angola endeten und auch einem Abzug der Südafrikaner aus SWA. In SWA wurde dann nach der UNO Resolution 435 der Weg in die Unabhängigkeit vorbereitet, vieles war verhandelt und festgelegt worden. Ich war im März 1989 in SWA als die ersten UNO Soldaten ankamen. Im Rastlager Okaukuejo wurden die Zelte für sie aufgebaut, sie sollten als Monitoringsoldaten alles überwachen, damit es künftig keine Konflikte mehr gebe. Die schwarzen SWA- Soldaten wurden ausgemustert und nach Hause geschickt, nur noch wenige Soldaten aus Südafrika waren in SWA. Ein Großteil der Hubschrauber und schweren Waffen waren abgezogen, und dann erfolgte in der Nacht zum 1.4.1989 der Angriff von ca. 2000 Soldaten der SWAPO von Angola kommend, auf die Stützpunkte der Polizei entlang der Grenze. Es kamen in dieser Nacht über 20 Polizisten ums Leben, die Ausmusterung der ehemaligen schwarzen SWA- Polizisten und Soldaten wurde gestoppt und innerhalb weniger Stunden meldeten sich diese Einheiten wieder zum Dienst. Da waren natürlich die UNO Soldaten dagegen und der damalige UNO-Kommissar für SWA der Finne Martti Ahtisaari glaubte diesen Angriff der SWAPO auf die Polizeistationen nicht.
Zufälligerweise kam an diesem Tag auch Margret Thatcher nach Windhoek, hörte von diesem unglaublichen Vorgang. Unter Verletzung aller Verhandlungsergebnisse hatte der SWAPO Präsident Sam Nujoma diesen Angriff befohlen und es ist nur Margret Thatcher zu verdanken, daß die Südafrikaner handeln konnten. Wie so lange in diesem Konflikt um SWA wurde seitens der Weltöffentlichkeit nur den SWAPO Führern geglaubt, diese sogenannte "Freunde" würde ja auch nie lügen.
Innerhalb 24 Stunden waren die Militär und Polizeieinheiten wieder unter Waffen und traten zum Angriff auf die 2000 SWAPO Eindringlinge an. Es hatte aber bis zu dieser Gegenwehr weitere Verluste gegeben und bei der nun folgenden Jagd auf die Eindringlinge gab es von seiten der ehemaligen und schon ausgemusterten Soldaten und Polizisten kaum Gnade für die Eindringlinge (sie wurden in den Rundfunkmeldungen als Terroristen bezeichnet). Es wurde von beiden Seiten aus erbittert gekämpft. Dieser Konflikt dauerte 9 Tage, dann gab es die weitere Deaktivierung der Truppen, die UNO überwachte alles und hatte sich in diesen 9 Tagen mal wieder nicht mit Ruhm bekleckert.
Ich selber war damals am 3.4.89 in Johannesburg bei der Redaktion des Deutschen Dienstes von Radio RSA (Radio South Africa) und habe alle Meldungen die aktuell in die Redaktionen kamen, auch mitgelesen und konnte mir somit auch einen Überblick über die Geschehnisse verschaffen. Ich flog dann am Folgetag nach Deutschland zurück, war am 5.4.89 in Frankfurt und sah gleich Überschriften in deutschen Zeitungen, die auf ein Massaker an Zivilisten an der Nordgrenze SWA zu Angola hinwiesen. Da war ich wirklich sprachlos und meine Meinung über die Berichterstattung über Afrika durch die deutsche Presse und Medienlandschaft wurde wieder bestätigt.
Einen Tag später kam dann Margret Thatcher nach London zurück und bestätigte alles, was auch ich mitbekommen hatte und was auch die südafrikanischen Medien gemeldet hatten.
Von Angola aus zogen ca. 2000 SWAPO Kämpfer los und mind. 320 waren nach 9 Tagen tot und weitere 42 gefangen. Viele wurden auch von ihren Kameraden auf dem Rückzug mitgenommen , teilweise schwer verwundet und nach ihrem Tod dann vor Ort begraben. Ebenso werden die Verletzten in Angola hier nicht mitgezählt. Nach diesem Debakel wurden die weiteren 3500 Mann von Angola aus nicht mehr nach SWA befohlen. Sie standen in Angriffsposition nördlich der Grenze SWA/Angola. Sam Nujoma der SWAPO Chef gab am 8.4.89 auch das Kommando zum Rückzug. Die SWAPOL und auch die SWATF hatten 27 Tote und 140 Verletzte, ca. 30 gepanzerte Fahrzeuge waren zerstört, da auch jede Gruppe der SWAPO panzerbrechende Waffen dabei hatte. Ursprünglich wollte die UNO diese Eindringlinge als legale Einwanderer erklären, aber hier kam Widerspruch von der Seite der MPLA und auch die Kubaner wollten ihr Verhandlungsergebnis mit den Südafrikanern nicht gefährdet sehen und gaben auch mehr oder weniger den Südafrikanern freie Jagd auf die Kommandos. Was aber genau die Pläne Nujomas waren, wird nie geklärt werden. Wie hier Nujoma mit seinen Soldaten umgegangen ist, war verbrecherisch, unabhängig vom Bruch des Abkommens.
Bei den Berichten über die Vorgänge in SWA preschte besonders die Partei der Grünen hier sehr weit vor, nach dem Motto "Bild (Grüne) war dabei". Es wurde von grausamen Morden und Massenerschießungen berichtet. Später ruderten auch einige der Berichterstatter zurück und berichteten wahrheitsgemäß. Als ich 1991 wieder in Namibia war, fand ich ein Buch " Nine Days of War" von Peter Stiff, der in einem ausführlichen 300 seitigen Buch über diese Tage berichtet. Meine damaligen Wahrnehmungen und die in diesem Buch erkannten Abläufe waren nahezu identisch. Meine Erkenntnisse zu 1989 hatte ich ein Jahr später zu Papier gebracht, ohne weitere Unterlagen zu haben und konnte es dann mit dem Buch von Peter Stiff vergleichen.

Ich habe dies hier so ausführlich beschrieben, weil Afrika als Kontinent in der Presse und Medienlandschaft bei uns kaum in Erscheinung tritt. Passiert irgend etwas im gesamten Afrika, gibt es einen Bericht z.B. vom ARD Korrespondenten in Johannesburg, der über Westafrika, Ostafrika oder auch den Kongo gleichermaßen berichtet. Dabei trennen diese Ort nicht nur viele Kilometer, sondern auch kulturelle und geographische Unterschiede. Beachten wir hier, es wäre so, als wenn ein Reporter aus Sizilien über Vorkommnisse in Finnland berichtet. Das alles muß man sich vergegenwärtigen, wenn man etwas über Abläufe in Afrika hört oder liest.

Doch nun weiter mit Angola. Die Südafrikaner waren aus Angola weg, die SWAPO nach Namibia zurückgekehrt und Sam Nujoma nun Präsident in Namibia. Die Russen und andere frühere COMECON Staaten waren auch aus Angola weg, der letzte Kubaner als Soldat verließ Angola am 1.7.1991 und die beiden Gruppen MPLA und UNITA standen sich noch unversöhnlich gegenüber. Die Diamantenminen im Norden lieferten immer noch der UNITA das Geld, um den Krieg gegen die Zentralregierung fortzuführen, alles in allem war das Land unsicher und total verarmt. Einen Export von Nahrungsmitteln gab es schon lange nicht mehr, die Bevölkerung konnte auch schon lange nicht mehr ernährt werden, die UNO (mit bis zu 7 Unterorganisationen), sowie Hilfsorganisationen versuchten dies auszugleichen. Luanda, als Hauptstadt war zwar schlecht versorgt, doch am Lande gab es kaum Hilfe. Der Transport via Flugzeug war auch sehr teuer, die Landverbindungen waren unterbrochen bzw. vermint. Die Benguela Eisenbahnstrecke von Benguela nach Elisabethville jetzt Lubumbashi in Katanga gab es schon lange nicht mehr. Viele große Flächen waren durch Minen unbrauchbar geworden und die internationale Gemeinschaft lieferte Nahrungsmittel nach Angola, natürlich auch Medikamente und weitere Hilfsgüter. Viele, ca. 300 Hilfsorganisationen, sogenannte NGO´s sammelten die Spenden ein, besonders in Deutschland, und versuchten Hilfe zu leisten. Die Regierungseinheiten hatten nun auch an anderen Stellen Zugriff zu Erzminen oder auch Mineralölquellen und benutzten diese Gelder auch für weitere Waffenkäufe, doch diesmal in der USA oder auch China. Savimbi und der Präsident dos Santos verhandelten durch die Vermittlung der UNO auch wieder miteinander, es wurde ein Waffenstillstandsabkommen verkündet, dann auch Wahlen 1992 abgehalten, natürlich gewann die Partei, die die Großstädte beherrschte, also die MPLA.
Der Stimmenvorsprung war nur um 1 Prozent und Savimbi reklamierte einen Wahlbetrug, es sprachen einige Anzeichen dafür das es so war. Die Wahlen wurden zwar von der UNO überwacht, aber die UNO hatte ja auch die Wahlen 1989 in SWA überwacht und da wurde sehr viel mit den Stimmen hantiert. Der Präsident Angolas, also dos Santos, war über Savimbis Vorwürfe nach außen hin beleidigt und Stunden später griffen Panzer in Luanda das politische Hauptquartier der UNITA, das Hotel Rovuma an und richteten unter den Bewohnern ein Blutbad an. Savimbi gelang die Flucht, er wurde zwar einige Tage lang von der Regierung totgesagt, meldete sich später aber aus seinem Hauptquartier in Jamba per Satellitentelefon.
Die UNITA war natürlich jetzt sehr aufgebracht und der Bürgerkrieg ging in die nächste Runde. Der kommunistische Präsident dos Santos hatte sich inzwischen vom Saulus zum Paulus gewandelt und bekam Unterstützung von der CIA, die auch die Truppen neu ausbildeten und umstrukturierten. Und jetzt kommts es: viele Soldaten der SADF die seit der neuen Regierung in Südafrika keine Zukunft in ihrer Armee mehr sahen, gingen für Geld und auch gute Worte nach Angola und kämpften nun auf Seiten der MPLA gegen ihre früheren Verbündete, die UNITA. Finanziert und logistisch unterstützt von Kräften in den USA. Die straffe Struktur der UNITA und auch die größere Kampfkraft führte dazu, daß die UNITA auf den Schlachtfeldern die Überhand bekam. 1993 bekam die südafrikanische Firma "Executive Outcome" für 40 Mio. US $ einen Auftrag der MPLA, also der angolanischen Regierungspartei, die FAPLA ( Armee der MPLA) richtig auszubilden und auch neu zu strukturieren. Damit sollte sie eine neue Klasse bekommen. Die Privatsoldaten von "EO" schafften den Umschwung und neue Kapitel in Afrika taten sich auf. Die Entstaatlichung des Krieges wurde jetzt in Angola ausprobiert, später in anderen Ländern weitergeführt. Dies zeigt uns in Europa, wohin die Reise gehen wird.

Der Begriff PMC wird uns noch in anderen Ländern in Afrika begegnen und so will ich dazu einige Zeilen schreiben. Dienten vor zweihundert Jahren noch viele Offiziere in fremden Armeen, Blücher war auch in schwedischen Diensten gestanden, so kam nach der Befreiung von Napoleon die Phase der nationalen Armeen in Europa und es galt nicht mehr als so schick, in einer fremden Armee zu dienen. Die Franzosen schufen dann die Fremdenlegion, in der dienten über die Jahrzehnte auch viele Deutsche, besonders nach dem II.Weltkrieg. Die Begriffe wie " Wildgänse" oder auch "Hunde des Krieges" fanden ihren Einzug in die Literatur und auch in die Filmwelt. Hier wurden die Soldaten aber meist negativ dargestellt, der disziplinlose Söldner, der "nur" für Geld Soldat war, fand hier seinen Einzug. Dabei hatten zu einem Zeitpunkt im Kongo 1960, weiße Söldner aus Belgien die reiche Kongo Provinz Katanga vor Plünderern und wildgewordenen Eingeborenenstämmen geschützt, und es waren schließlich die Söldner, die vielen der Weißen das Leben retteten. Dann tauchten immer wieder Geschichten über Söldner auf, meist aber mit negativen Schlagzeilen. Jetzt aber hat der Begriff einen anderen Namen, man spricht von PMC (Private Military Company) oder auch PMA (Private Military Army). Dahinter verbergen sich internationale Firmen, die Konzernen und auch Staaten Hilfe geben.
Hilfe als Militärberater, Hilfe in Lieferungen von militärischen Equipment oder auch Hilfe zur Sicherung eines bestimmten Gebietes z.B. Ölquellen oder auch Erzminen. Jetzt wird schon klar das es große internationale Konzerne sein müssen, die PMC einsetzen und jetzt stellt sich die Frage nach der Moral dieser Hilfe.

Abkürzungen:
  • SADF (South African Defence Forces) Armee von der Republik Südafrika
  • SWA (Süd-West Afrika, diese Schreibweise wählte ich bis zur Unabhängigkeit 1990
  • SWAPOL (Süd-West Afrikanische Polizei)
  • SWAPO (South West Afrika Peoples Organisation) SWA- Volkspartei
  • SWATF (South West African Territory Forces) Armee von Südwestafrika/Namibia.
  • UNITA (the National Union for the Total Independence of Angola oder Uniao Nacional para Independencia Total de Angola
Literaturverzeichnis:
  1. Fred Bridgeland: The War for Afrika, Ashanti Publishing (Pty) Ltd 3.Auflage 1993
  2. Helmoed-Römer Heitman: South African War Machine, Central News Agency Ltd 1985
  3. Helmoed-Römer Heitman: South African Armed Forces, Buffalo Publications 1990
  4. Jim Hooper: Bloodsong, Harper Collins Publishers 2003
  5. Peter Scholl-Latour: Mord am großen Fluß, Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart 1986
  6. Peter Scholl-Latour: Afrikanische Totenklage, C. Bertelsmann Verlag 2003
  7. Willem Steenkamp: South Africa's Borderwar 1966-1989, Ashanti Publishing (Pty) Ltd 1989
  8. Peter Stiff: Nine Days Of War, Lemur Books (Pty) Ltd 2. Ausgabe 1991
  9. Ian Uys: Bushman Soldiers - Their Alpha and Omega, Fortress Publishers (Pty) Ltd 1993



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