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24.10.2004
124.000 Tonnen Tiermehl verschwunden Statistisches Bundesamt bestätigt foodwatch-Recherchen
(ots/wd) In einem Offenen Brief (pdf) an Renate Künast fordert
die Verbraucherorganisation foodwatch die Verbraucherministerin auf, den Verbleib von 124.000
Tonnen Tiermehl aufzuklären. Zugleich solle die Ministerin begründen,
warum sie bei der Verwertung von Tiermehl keine Sicherheitslücken
sehe. Diese hatte die Verbraucherorganisation in ihrem Tiermehlreport
"Alles - außer Kontrolle" (pdf) am 7. Oktober 2004 öffentlich gemacht.
Alexander Müller, Staatssekretär im Verbraucherministerium, hatte
am 20. Oktober laut dpa-Meldungen zu dem foodwatch-Report eine Erklärung
abgegeben. Demnach sei der Verbleib von 124.000 Tonnen Tiermehl
geklärt. Diese seien als Dünger verwendet, verbrannt oder als
Heimtierfutter eingesetzt worden. Nachweise dazu wurden bislang nicht
veröffentlicht.
Das Statistische Bundesamt hingegen bestätigt nach Angaben von
foodwatch die Recherchen der Verbraucherorganisation. In einem
Schreiben an foodwatch vom 14. Oktober 2004 zum ungeklärten Verbleib
der 124.000 Tonnen Tiermehl heißt es: "Diese Zahl schätzen Sie (...)
unter Verwendung von amtlichen Ergebnissen der Produktions- und
Außenhandelsstatistiken sowie der Angaben des Verbandes der
Fleischmehlindustrie. Diese Schätzung ist für uns nachvollziehbar."
Die fragliche Ware wurde zu einem Preis von 240 Euro je Tonne
gehandelt. Als Dünger verkauftes Tiermehl wird jedoch üblicherweise
mit 30 bis 50 Euro je Tonne gehandelt. "Eine Verwendung des Tiermehls
als Dünger scheidet für die vom Statistischen Bundesamt erfasste Ware
ebenso aus wie eine Verbrennung", erklärt Matthias Wolfschmidt von
foodwatch und widerspricht damit der Darstellung Müllers. "Die
bestehenden Sicherheitslücken waren der Bundesregierung schon lange
bekannt. Unternommen hat sie aber nichts."
So hatte Bayern im Jahr 2001 ohne Erfolg eine Bundesratsinitiative
gestartet, nach der Tiermehl gekennzeichnet bzw. vergällt und
anderenfalls verbrannt werden müsse. Ein Jahr später forderte der
bayerische Verbraucherschutzminister Eberhard Sinner öffentlich von
Künast, die Düngung von landwirtschaftlich Nutzflächen mit Tiermehl
zu verbieten. Und 2003 wies der Staatssekretär des
schleswig-holsteinischen Verbraucherministeriums, Horst-Dieter
Fischer, in einem Schreiben an das Bundesverbraucherministerium auf
die Gefahren des Missbrauchs von Tiermehl-Importen hin. Die
Bundesregierung sah jedoch - laut einer allen zuständigen
Landesministerien im November 2003 zugeleiteten Antwort - keinen
Handlungsbedarf.
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