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07.05.2004
Burundi: Eine Million Menschen von Gesundheitsversorgung ausgeschlossen
"Ärzte ohne Grenzen" warnt vor Folgen eines neuen Gesundheitssystems
(ots) In Burundi sind rund eine Million
Menschen von der medizinischen Grundversorgung ausgeschlossen. Zudem
sind zwei Drittel der Bevölkerung gezwungen, das Wenige, das sie
besitzen, zu verkaufen, um eine medizinische Behandlung bezahlen zu
können. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht, den "Ärzte ohne Grenzen"
am Donnerstag in Nairobi veröffentlichte. Die Situation ist nach
Angaben der Hilfsorganisation die direkte Folge der Einführung eines
neuen Gesundheitssystems, das auf Kostendeckung ausgerichtet ist.
Das neue Gesundheitssystem wurde mit Unterstützung der Weltbank
sowie des Internationalen Währungsfonds (IWF) und einiger Geberländer
im Februar 2002 in zwölf der 17 Provinzen des Landes eingeführt.
Seitdem müssen etwa fünf der fast sieben Millionen Burundier die
Kosten für ihre Gesundheitsversorgung selbst tragen. Für eine Million
Menschen bedeutet dies den Ausschluss von jeglicher medizinischer
Versorgung. Die Regierung, die den Großteil ihres Budgets für die
Finanzierung des seit Jahren anhaltenden Bürgerkrieges verwendet,
kommt lediglich für die Löhne des medizinischen Personals sowie den
Aufbau von Infrastruktur auf.
In einer retrospektiven Studie hat "Ärzte ohne Grenzen" die Folgen
des neuen Gesundheitssystems für die burundische Bevölkerung
untersucht. Die Studie kommt zu Besorgnis erregenden Ergebnissen: Die
Sterblichkeitsrate, die in Burundi ohnehin im gesamten Land über dem
Schwellenwert für eine akute Krise liegt (1/10.000 pro Tag), ist in
den Gebieten, in denen das kostendeckende System eingeführt wurde,
alarmierend hoch. Sie liegt dort bei 1,6 pro 10.000 Menschen am Tag.
Bei Kindern unter fünf Jahren beträgt sie 4,9/10.000 pro Tag
(Schwellenwert: 2/10.000 pro Tag). In den betroffenen Gebieten muss
ein Patient durchschnittlich den Lohn von zwölf Tagen
landwirtschaftlicher Arbeit für eine einfache Konsultation im
Gesundheitszentrum bezahlen.
Der Bericht von "Ärzte ohne Grenzen" zeigt zudem, dass 99 Prozent
der burundischen Bevölkerung unter der absoluten Armutsgrenze von
einem US-Dollar pro Tag leben. 85 Prozent müssen mit weniger als
einem US-Dollar pro Woche auskommen. "Wenn die Menschen hier ihre
Gesundheitsversorgung selbst bezahlen müssen, bedeutet dies, ihnen de
facto den Zugang zu medizinischer Versorgung zu verweigern", sagte
Luc Nicolas, Programmleiter für Burundi.
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