|
|
28.03.2004
WWF: Ministerentscheidung bedeutet Todesurteil für Ostsee-Schweinswale
Bestandsschutz für Treibnetze in der Ostsee bis 2008 unverftretbar.
(ots) Die beschlossenen Maßnahmen des
EU-Ministerrates zum besseren Schutz von Delfinen und Schweinswalen
missachten nach Meinung des World Wide Fund for Nature (WWF) die
akuten Schutzerfordernisse für die Ostsee-Schweinswale. In der Ostsee
östlich von Rügen gibt es vermutlich nur noch rund 100 Schweinswale
der einst weit verbreiteten kleinsten Walart unserer Meere. Sie
bilden die am stärksten bedrohte Walpopulation Europas. Eine
Hauptursache des Rückganges ist der ungewollte Beifang in
Fischereinetzen. Besonders gefährlich für die Meeressäuger sind die
bis zu 21 km langen Treibnetze, die der Ostsee immer noch erlaubt
sind. In Atlantik und Mittelmeer wurde ihr Gebrauch schon 2002
endgültig verboten. Die EU-Minister hatten diese Woche beschlossen,
mit Rücksicht auf die Fischereibetriebe die Treibnetzfischerei in der
Ostsee erst ab 2008 zu verbieten. Auch die Anwendung von
Vergrämungsgeräten (sog. "Pingern") wurde für die zentrale Ostsee
zunächst nicht vorgeschrieben- im Gegensatz zur Nordsee und
westlicher Ostsee.
"Der WWF ist von den mageren Ergebnissen des Ministertreffens mehr
als enttäuscht", sagte Jochen Lamp vom WWF-Projektbüro Ostsee in
Stralsund. "Wenn wir das Überleben der einzigen heimischen Walart in
der zentralen Ostsee sichern wollen, müssen sofort alle möglichen
Maßnahmen zum Schutz getroffen werden. Wurden noch vor 3 Jahren
Bestandszahlen von 600 Tieren in der Ostsee angenommen, so kommt die
Schätzung vom letzten Jahr auf nur noch knapp 100 Tiere- hier kann
schon der Beifang von 2-3 Tieren pro Jahr das Aus der Population
bedeuten".
"Der WWF wird nun das Treffen der Vertragsstaaten des europäischen
Kleinwalabkommens ASCOBANS, das in einem Monat in Polen stattfinden
wird, nutzen, um hier zu Nachbesserungen für die Ostseewale zu
kommen", so Jochen Lamp. "In diesem Rahmen wurde bereits ein
Schutzplan für die Ostsee-Schweinswale beschlossen, der bis heute
nicht umgesetzt ist."
zu den letzten Kurzmeldungen
|