Jojobaöl könnte Diesel ersetzen

10.03.2003

(MF) Ein Öl, dass man gewöhnlicher Weise im Badezimmer finden kann, könnte als alternativer Treibstoff  Diesel ersetzen. Erste Tests zeigten, dass Motoren, die mit Jojobaöl betrieben werden weniger Abgase erzeugen, leiser und länger laufen und fast genauso gute Eigenschaften aufweist, wie herkömmliches Diesel.

Die Forschung nach alternativen Kraftstoffen, hervorgerufen durch die schwindenden Erdölreserven und dem damit verbundenen Preisanstieg für Erdölprodukte, sowie deren Abgase, lässt Forscher nach alternativen Energiequellen, wie pflanzlichen Alternativprodukten suchen. Sonnenblumenöl, Sojabohnenöl und sogen Opiumöl wurden als vielversprechende Kandidaten bisher getestet. Doch die Jojobapflanze schlägt sie alle.

Jojoba ist eine Wüstenpflanze, die bis zu 4,5 Meter hoch und bis zu 150 Jahre alt werden kann. Sie erzeugt Nüsse, die bis zur Hälfte ihres Volumens mit Öl gefüllt sind. Das ungiftige Öl wird als ein nicht-fettender und hautglättender Inhaltsstoff von Kosmetika (Shampoo, Make-up etc.)verwendet.

Ingenieure sind überzeugt, dass das Öl das Potential als Motorentreibstoff hat, denn es setzt während einer Verbrennung viel Energie frei und ist auch bei hohen Temperaturen und Drücken in einem Motor chemisch stabil.

Um Jojobaöl in Motoren zu testen, haben Mohamed Selim et al. an der Universität Vereinigte Emirate in Al-Ain und der Universität Helwan in Kairo, Dieselmotoren mit Sensoren präpariert, um das Verhalten des Motors bei dem Verbrennen von herkömmlichen Diesel zu beobachten. Dann wurde der Motor mit einem Treibstoff, der als Jojoba methyl ester bezeichnet wird, sowie einer kleinen Menge Methanol zur Katalyse für Jojoba-Rohöl, befüllt.

Selim konnte beobachten, dass die Drehmomente sowie die Motorengeschwindigkeit des mit Jojobaöl betriebenen Motors zwischen 1000 und 2000 Umdrehungen pro Minute lag. Die Verbrennungsgase brauchen ein wenig länger um den Maximumdruck in den Zylindern zu erreichen, wodurch der Motor erheblich leiser arbeitet (Renewable Energy ,vol 28, p 1401).

Nachwachsende Treibstoffe

Die Erkenntnis, dass fossile Brennstoffe nicht ewig verfeuert werden können, setzt sich immer mehr durch. Zumal das Verfeuern von fossilen Brennstoffen eine große Menge an Treibhausgasen erzeugt. Kernenergie als Alternative erzeugt diese zwar nicht, stößt aber aufgrund der Entsorgungsproblematik auf immer weniger Akzeptanz. Somit werden nachwachsende Rohstoffe zu einer wichtigen Alternative.

Nachwachsende Energieträger setzten bei der Verbrennung ebenfalls große Mengen an CO2 frei, aber sie entnehmen der Atmosphäre dieses wieder bei dem Aufbau von Zellen. Damit ist das Prinzip der Nachhaltigkeit erfüllt: Verfeuert werden (also CO2 freisetzen) darf nur, was auch wieder nachwachsen kann (und damit CO2 aufnimmt).

Des weiteren enthält ein Treibstoff aus Jojobaöl weniger Carbonverbindungen als herkömmliches Diesel, was eine Emissionssenkung von CO, CO2 und Rußpartikel bedeuten würde. Jojobaöl enthält keine Schwefelverbindungen, die Abgase sind somit frei von gesundheitsschädlichen Schwefeloxiden und  in den Zylindern wird keine Schwefelsäure gebildet; der Motor hat somit eine längere Lebensdauer. Jojobaöl hat einen höheren Flammpunkt als Diesel und ist somit weniger explosiv.

Natürlich wäre das Züchten und Anpflanzen der benötigten Mengen dieser Pflanze eine gewaltige Herausforderung. „Der Gebrauch von Jojoba als Treibstoff braucht eine riesige Menge an Saatgut, das einer langfristigen Investition bedarf.

Diese könnte sowohl von der Regierung als auch durch Unternehmen geleistet werden“, so Selim.

Jojoba wird vermutlich nicht Diesel global ablösen können, aber es könnte für bestimmte Regionen interessant werden. Jojoba kann in Regionen angepflanzt werden, die ein vorwiegend heißes Klima haben, auf salzigen Böden, ja sogar in Wüsten. Es müsste in riesigen Plantagen angepflanzt werden, was in den verlassenen Wüstenregionen in vielen Ländern der Erde kein Problem sein dürfte.

Die Vorteile einer Nutzung von Jojobaöl in Dieselmotoren liegt für Wüsten und wüstenähnlichen Regionen klar auf der Hand.  Dieselkraftstoffe sind für die meist arme Bevölkerung in diesen Regionen unbezahlbar. Würden sie Dieselmotoren mit Jojobaöl preisgünstig betreiben, könnte dies zu einem wirtschaftlichen Aufschwung in diesen Regionen führen. Ein Export von überschüssigem Jojobaöl könnte zusätzlich notwendige Devisen einbringen. Besonders wichtig für diese Regionen: Die wenigen fruchtbaren Böden zur Nahrungserzeugung würden bei einem Anbau von Jojobapflanzen nicht verloren gehen, statt dessen würden bisher landwirtschaftlich kaum nutzbare Flächen wirtschaftlich nutzbar gemacht werden.

Bauern in Ägypten haben unlängst damit begonnen, Jojoba anzupflanzen, um das Öl der Nüsse als Treibstoff zu nutzen.


Hauptseite                                                                 Wissen