Geklonte Babys?
08.01.2003
MF - Das erste geklonte Baby soll am 26. Dezember 2002 geboren worden sei, das zumindest behauptet die auf den Bahamas ansässige Klon-Gesellschaft Clonaid. Allerdings ist bisher jeder wissenschaftliche Nachweis zu dieser Behauptung ausgeblieben.

Das Kind, ein Mädchen das vom Clon-Team Eve genannt wurde, wurde per Kaiserschnitt an einem geheimen Ort geboren und die Geburt soll gut verlaufen sein. Das behauptet die Chemikerin Brigitte Boisselier, Präsidentin von Clonaid. Clonaid wurde 1997 von dem Kult der Raelianer gegründet.

„Das Baby ist gesund und es geht im sehr gut“, teilte Boisselier bei einer Pressekonferenz in Hollywood, Florida, am 27. 12. 2002 mit.

Clonaid und die Raelianer

Clonaid bezeichnet sich als die erste menschliche Klongesellschaft und wurde von Raël, dem Leiter der Raelianer Sekte, 1997 gegründet. Die Raelianer behaupten, dass das Leben auf Erden durch Gentechnik erzeugt worden sei und die Menschheit durch Klonen. Dies soll durch eine außerirdische menschliche Rasse mit dem Namen Elohim geschehen sein. Der Name Elohim sei  in der Bibel fälschlicherweise mit Gott übersetzt worden. Ferner behaupten sie, Jesus Christus  Auferstehung sei durch das Klonen der Elohim zustande gekommen.

Vor einem Jahr übernahm Brigitte Boisselier, eine raelianische Bischöfin, Clonaid von Raël.

Clonaid erwartet weit über eine Millionen Kunden weltweit. Clonaid verspricht mit der 25.000 Jahre alten Technik der Elohim erwachsene Klone herzustellen, um von einem Körper in den anderen Körper überwechseln zu können. Nach dem Tod werden dann einfach Gedächtnis und Persönlichkeit von dem alten in den neuen Körper transferiert. Raël: „ Dann wachen wir nach dem Tod in einem brandneuen Körper auf, wie nach einem guten Nachtschlaf“.

Clonaid will demnächst Jesus Christus und Adolf Hitler klonen. Der Klon Hitlers soll sich dann für die Taten, die das Original begangen hat, vor Gericht verantworten.

Das sieben Pfund schwere Baby soll der Klon einer 31jährigen US-Amerikanerin sein, deren Partner zeugungsunfähig ist. Dass das Kind der Klon einer anderen Person ist, ließe sich durch einen genetischen Test feststellen, wenn die DNA des Kindes identisch mit der DNA einer anderen Person wäre. Ausschließlich die DNA des Babys kann beweisen, dass dessen DNA vollkommen identisch mit der einer anderen Person ist. „Genetische Tests und deren Ergebnisse sollen in den nächsten acht oder neun Tagen zugänglich sein“, so Boisselier. Warum Boisselier so lange für dieses Testergebnis braucht, wird wohl ihr Geheimnis bleiben, denn ein einfacher DNA-Vergleich lässt sich innerhalb weniger Stunden anfertigen. Aufwendigere Testverfahren könnten dann immer noch nachgeschoben werden. Doch statt eindeutiger Testergebnisse hatte Boisselier nur eine vollmundige Ankündigungen zu bieten: “Gehen sie zurück in ihre Büros und nennen sie mich eine Betrügerin. Sie haben nur eine Woche, um das zu tun“.

Boisselier beauftragte Michael Guillen mit den genetischen Tests, die alle Zweifel zum erliegen bringen sollen. Allerdings ist dieser Physiker und Mathematiker und kein Chemiker oder Biologe.

Auch hier stellt sich die Frage, warum nicht ein weltweit anerkannter Klon-Experte mit einer Expertise beauftragt wird, um alle Zweifel aus der Welt zu schaffen.

Am 29.Dezember 2002 gab Clonaid bekannt, dass ein zweites Clon-Baby geboren sei. Dabei soll es sich bei der Mutter um eine lesbische Frau aus den Niederlanden handeln. Allerdings ist die Skepsis enorm groß, denn nach wie vor fehlen die wissenschaftlichen Beweise für das erste angeblich geklonte Baby. Dem britischen Sender BBC teilte Boisselier ebenfalls am 29.Dezember mit, dass ihr Team einige 100 Klone erzeugt hätte und 10 davon implantiert habe. Nach den zwei bereits stattgefundenen Geburten, werden drei weitere Geburten Ende Januar erwartet.

Clonaid hatte versprochen, eine DNA-Probe vom Baby und deren Mutter am 31. Dezember zu Beweiszwecken entnehmen zu lassen und diese unabhängig testen zu lassen. Doch schon am 2. Januar 2002 teilte Boisselier mit, dass die Tests verschoben wurden, um die Identität der Eltern zu schützen. Begründet wurde dies mit dem Hinweis darauf, dass der Anwalt Bernard Siegal eine Petition am Gericht in Fort Lauderdale eingereicht hat, das erste Klonbaby Eve zu Pflegeeltern zu geben. Der Anwalt begründete seine Petition  dahingehend, dass, wenn das Kind tatsächlich geklont sei, es ein „missbrauchtes Kind, ausgenutzt von Clonaid“ sei und dringend den Schutz eines Gerichtes bräuchte, denn ein geklontes Kind „hat das Risiko eines permanenten Schadens durch genetische Defekte, Fehlstellen und Mutationen“. Die Petition stützt sich auf  die Erfahrungen mit dem Klonschaf Dolly
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Die Eltern des Babys fürchteten nun, dass ihre Namen und deren Aufenthaltsort an das Gericht weiter gegeben werden könnten und diese mit juristischen Konsequenzen, einschließlich der Zwangsvorführung vor Gericht fürchten müssten.

Schon kurz darauf  teilte Boisselier dem französischen Fernsehsender France 2 mit, dass die Eltern mittlerweile überlegen, ob sie einem Test überhaupt noch zustimmen wollen. Sie fügte hinzu, dass der Test vielleicht stattdessen nur am zweiten Kind vorgenommen werde, da das Kind in Europa wäre und die Behörden wohl zugänglicher für geklonte Kinder seien und dort nicht mit juristischen Konsequenzen für die Eltern zu rechnen sei.

Somit scheint Clonaid auch weiterhin die Tests zu verschleppen. Es stellt sich ernsthaft die Frage, warum die Tests nicht sofort nach der Geburt vorgenommen wurden, wenn Clonaid nichts zu verbergen hat. Clonaid verspricht weiterhin, ihre Behauptungen durch Michel Guillien zu verifizieren, nur steht die Frage des Zeitpunktes auch weiterhin in den Sternen.

Clonaids Ansprüche auf die ersten Klonbabys hat eine harsche Kritik und eine erneute Forderung nach einem weltweiten Klonverbot überall auf der Welt provoziert. Leider waren Verhandlungen bei der UN schon seit November 2002 festgefahren, als dort über  therapeutisches Klonen, welches auch für Stammzellen in der medizinischen Anwendung notwendig ist, erlaubt sein soll oder nicht. Somit konnte die UN sich bis dato nicht einmal auf ein weltweites Klonverbot von Menschen einigen, obwohl dies in vielen Staaten bereits verboten ist. Ein solcher Entschluss in der UN ist somit mehr als überfällig.          

Dolly

Dolly, ein Schaf, war das erste geklonte Säugetier, das aus der Zelle eines erwachsenen Tieres geklont wurde.

Mittlerweile leidet Dolly an einer ausgeprägten Arthritis, einer Krankheit, die normalerweise erst im Alter auftritt.

Einige Wissenschaftler vermuten deshalb, dass Dolly schneller altert. Andere vermuten, es handle sich durch einen genetischen Defekt, der erst durch das klonen entstanden sei, denn viele geklonte Tiere sterben während oder kurz nach der Geburt.

Eine weitere Möglichkeit, die ebenfalls diskutiert wird, stellt die Theorie auf, die Arthritis von Dolly sei ein von der genetischen Mutter ererbter genetischer Defekt oder auf eine Krankheit zurückzuführen und damit nicht auf das Klonen.

Zellstrukturteile, die Telomere genannt werden, werden durch Zellteilungen und –alterungen allmählich verkürzt. Dies kann zu genetischen Fehlern führen und damit Krankheiten auslösen.

In bezug auf Dolly zeigte sich, dass ihre Telomere kurz nach der Geburt erheblich kürzer waren als dies zu erwarten gewesen wäre. Aber auch dies muss nicht zwingender Weise heißen, dass Dolly deswegen vorzeitig altert, solange kein endgültiger Beweiß zwischen von Geburt an verkürzten Telomeren und vorzeitigem Altern vorliegt. Die bisherigen Studien legen jedoch eine Vermutung dazu sehr nahe. Allerdings sind die Studien zu Krankheiten, die gewöhnlich erst im Alter auftreten, bei geklonten Tieren noch nicht abgeschlossen.

Dolly selbst ist, von ihrem Geburtstag aus gesehen, fünf Jahre alt, ihr genetisches Alter jedoch beträgt elf Jahre. Geklont wurde sie aus einem sechs Jahre altem Schaf.

Clonaid behauptet, die Kinder nach der Methode von Dolly geklont zu haben. Stellt sich heraus, das derart erzeugte Klone tatsächlich erheblich schneller altern und die Kinder wirklich geklont wären, dann würde sie ein furchtbares Schicksal erwarten.
 

Die Meinung der Klonexperten weltweit ist einhellig. Einen Menschen zu klonen ist in ihren Augen widerwärtig und unverantwortlich. Bisher wurden weltweit sieben Säugetierarten geklont und die Raten bei diesen Tieren für einen spontanen Abort, Totgeburten, Tod kurz nach der Geburt und

Michael Guillen

Michael Guillen ist sicher eine der schillernsten Personen in der Medienlandschaft in den USA.

Guillen erlangte jeweils einen Master of Science sowie den Ph. D. in Physik, Mathematik und Astronomie an der Universität in Cornell.

Er schrieb viele Artikel für die New York Times, The Washington Post, Esquire, Psychology Today, Science Digest und Science News. Er schrieb zwei Bestseller: Bridges to Infinity: the Human Side of Mathematics (1984) sowie Five Equations That Changed the World: The Power and Poetry of Mathematics (1995).

Seit 1988 ist Guillen auch im us-amerikanischen TV zu sehen. Er erregt dort immer wieder Aufsehen, weil er oftmals der erste war, der Live-Berichterstattungen von teilweise abenteuerlichen Orten gab. So war er der erste Reporter, der mitten aus der Antarktis live über das Ozonloch oder von den brennenden Ölfeldern in Kuwait berichtete. Er war auch der erste Journalist, der die umstrittene Biosphäre-2 in Arizona betreten durfte.

Nicht weniger Aufsehen erregend waren seine TV-Serie die Wissenschaft mit Religion verband: „Gott unter dem Mikroskop“ (Good Morning Amerika, 1988) sowie die Serien „Der Golfkrieg: Antworten auf Kinderfragen“ (ABCNews) und „Sea World Mother Earth Celebration“ (ABC-TV) beide 1991.

Seit 1990 ist er Redakteur von ABCNews science und berichtet über das neueste aus der Gehirnforschung und Biotechnologien.
 

Missbildungen sind erschreckend hoch. Doch Clonaid will angeblich das Klonverfahren von Dolly angewendet haben. Boisselier behauptet, dass eine große Anzahl von weiblichen Sektenmitgliedern freiwillig als Leihmütter fungieren und somit Clonaid eine größere Erfolgschance einräumen würden.

An dieser Stelle muss Boisselier sich fragen lassen, was Clonaid mit den missgebildeten Kindern angestellt hat, die durch dieses Klonverfahren quasi als „Abfallprodukt“ mitentstehen.

Allen Trounson von der Monash Universität in Melbourne, Australien, ließ verlautbaren, dass er nicht glaube, dass diese Gruppe die notwendigen Vorraussetzungen erfüllt um einen Menschen zu klonen. „Nahezu nichts von dem, was sie behaupten, wurde durch unabhängige Wissenschaftler bestätigt“, so Trounsen.

Rudolph Jaenisch, Klon-Experte am Massachusetts Institute of Technology, verurteilte das Klonen von Menschen als verantwortungslos und widerwärtig. „Es würde die wissenschaftlichen Belege von sieben Säugetierspezies die bis zu diesem Zeitpunkt geklont wurden ignorieren, im Hinblick auf die vielen spontanen Aborte sowie der Missbildungsrate bei den bisherigen Klonversuchen.“ Jaenisch hält im Hinblick auf die bisher nicht erbrachten Nachweise von Clonaid die ganze Angelegenheit für „extrem lächerlich“ und bezeichnete diese  als Spinner.

Harry Griffin, Leiter des Roslin Instituts in Großbritannien und Mitglied des Teams, das Dolly geklont hat, teilte mit, das die ganze Geschichte unglaublich sei. Denn Boisselier behauptet 10 Klone implantiert zu haben.

Wenn fünf Geburten tatsächlich erfolgreich seien, dann hätte es fünf Fehlgeburten gegeben. „Das würde bedeuten das 10 Implantationen geglückt seien, was eine 100% Implantationsrate ergäbe. Das ist biologisch zwar möglich, aber, die Kliniken, die Implantationen von Embryonen routinemäßig vornehmen, erreichen eine Implantationsrate von lediglich 20% und das bei wirklich gesunden Embryonen und einer Implantation von jeweils zwei Embryonen pro Frau.“

Er fügt hinzu, dass bei Tieren die geklont wurden, lediglich ein bis zwei Prozent lebend geboren werden (diese ein bis 2 zwei Prozent beinhalten auch die Klone, die missgebildet sind oder kurz nach der Geburt sterben).

“Clonaid hat keine Erfahrungsgeschichte aber beansprucht Hunderte von geklonten Embryos für sich, das klingt nicht nach der Wahrheit.“, so Griffin.


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UPDATE:
Guillen tritt als Gutachter zurück