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Ein Jahr nach den Anthrax-Briefen
05.10.2002
Was ist eigentlich aus den Anthraxbriefen geworden?
(MF) Dieser Frage hat sich der Biologe George Monbiot angenommen, der u. a. für den britischen „The Guardian“ schreibt, angenommen und gelangt zu dem Eindeutigen Ergebnis, dass die Untersuchungen des FBI nicht nur ergebnislos verlaufen sondern gezielt ins Lehre laufen.
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Nach dem Auftauchen der Anthraxbriefe, wurden sofort die üblichen Verdächtigen genannt und die Spekulationen wuchsen zunächst ins bodenlose. Nur, keiner dieser sog. Schurkenstaaten konnte mit den Briefen in Verbindung gebracht werden. Es sollte noch schlimmer kommen. Der Antrax-Stamm, den der Terrorist verwendete, mittlerweile wurde er auf den Namen „Florida-Stamm“ getauft, gehört zu dem „Ames“-Stamm des Bakteriums. Dieser wurde 1981 aus einer infizierten Kuh in Texas gewonnen. Die genetischen Tests ergaben, dass der Terrorist einen Unterstamm verwendet hat, der von Wissenschaftlern des US Army’s medical resaerch institute for infectious diseases, (USAMRIID) dem us-amerikanischen medizinisches Forschungsinstitut für Infektionskrankheiten, in Ford Maryland kultiviert wurde. Der New Scientist berichtete, dass der verwendete Florida-Stamm aus Fort Detrick hervorgegangen sei.
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Anthrax oder auch Milzbrand ist eine bakterielle Infektionserkrankung, die in erster Linie Huftiere betrifft und demzufolge als Zoonose bezeichnet wird. Durch engen Kontakt mit erkrankten Tieren oder durch Hantieren mit infizierten Tierprodukten können die Erreger auf den Menschen übertragen werden. Je nach Eintrittspforte kommt es zum Haut-, Lungen- oder Darmmilzbrand. Durch Übertreten der Erreger ins Blut entsteht die rasch zum Tod führende Milzbrandsepsis. Die Diagnose ergibt sich aus dem klinischen Bild, aus der Krankengeschichte und dem Erreger- nachweis. Die Therapie der Wahl ist die frühzeitige Verabreichung von Ciprofloxacin (Ciproxin) .
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Der Brief, den Senator Daschle erreicht hatte, beinhaltete eine Trillionen Anthraxsporen. Diese Konzentration ist nur in wenigen Forschungseinrichtungen der US-Regierung anzutreffen, dazu wird eine streng kontrollierte Technik benötigt. Des weiteren muss es in einem professionellen und hochentwickeltem Labor hergestellt worden sein. Davon gibt es weltweit allerdings nur sehr wenige und allesamt befinden sich in den USA.
Der Ames-Stamm wurde an rund 20 anderen Laboratorien in den USA verteilt. Allerdings sind laut Babara Hatch Rosenberg, eine Expertin für Biowaffen, die die Federation of American Scientists' biological weapons monitoring programme (Amerikanische Überwachung für biologische Waffen) leitet, lediglich vier Laboratorien in der Lage, waffenfähiges Material herzustellen. Drei davon gehören dem US-Militär das andere untersteht der US-Regierung. Der Terrorist muss das Equipment eines dieser Labore benutzt haben, um das Material herzustellen.
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Anthrax als Biologische Waffe Da Anthrax für den Menschen sehr gefährlich ist wurde frühzeitig von den Militärs mit Milzbrand als biologischer Waffe experimentiert. Die schottische Insel Gruinard wurde in Tests mit dem Erreger derart verseucht, dass auch nach über 50 Jahren das Betreten lebensgefährlich und daher strikt verboten war. Erst 1986 wurde die Insel wieder freigegeben. Hier wurden im 2. Weltkrieg von den Briten entsprechende Versuche mit dem Milzbranderreger vorgenommen. Heutzutage besitzen eine Reihe von Staaten Milzbranderreger als Kampfmittel, die z.B. mit Granaten verschossen oder mit Raketen über große Entfernungen an ihr Ziel gebracht werden können. Eine großflächige Verseuchung z.B. mittels Flugzeugen ist zwar vorstellbar, gilt aber als außerordentlich schwierig, da die Erreger speziell aufbereitet werden müssen. Nur wenige spezielle Labors verfügen über die nötige Ausstattung dazu (allesamt in den USA)
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Babara Hatch Rosenberg, konnte ein klares und eindeutiges Täterprofil erstellen. Der Terrorist muss US-Amerikaner sein, der im us-amerikanischen Bioverteidigungsprogramm arbeitet oder gearbeitet hat und im mikrobiologischen Bereich promoviert sein muss. Es ist dazu Ausgebildet worden, biologische Waffen zu handhaben, ohne die Umwelt damit zu kontaminieren. Er muss die volle Zugriffsberechtigung auf sicherheitsrelevante Daten und spezielle Informationen haben. Außerdem muss er zu den wenigen US-Amerikanern gehören, die vor dem September 2001 eine Anthrax-Impfung erhalten haben. Mehrere Wissenschaftler haben unabhängig voneinander eine Person, die in Frage käme genannt, einen ehemaligen USAMRIID-Forscher.
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Das FBI ignorierte nicht nur alle Ergebnisse, sondern ermittelte gezielt in eine andere Richtung. Rosenberg konnte nachweisen, dass nur in vier amerikanischen Forschungseinrichtungen dieser Stamm gezüchtet werden konnte. Doch das FBI knöpfte sich nicht die Mitarbeiter der Institute vor, sondern verschickte Massenbriefe an alle Mikrobiologen in den USA, mit der Bitte um Mithilfe bei der Aufklärung. 40.000 Mitglieder der American Society of Microbiology (Amerikanische Gesellschaft für Mikrobiologie) wurden direkt angeschrieben und insgesamt 500.000 Handzettel in diversen Einrichtungen verteilt, in denen alle gebeten wurden, sachdienliche Hinweise dem FBI mitzuteilen.
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Mittlerweile ist das Genom des Florida-Stamms sequenziert (Science, Bd. 296, S.1002, 2002). Somit wird eine eindeutige Zuweisung zu einer der vier Möglichen Institute relativ bald zweifelsfrei möglich sein.
Wenn sich das FBI bisher strikt weigert, in den vier möglichen Einrichtungen einen Täter zu finden, warum sollten sie ihn dann in der einen finden wollen? Und warum arbeitet das FBI nicht mit den Wissenschaftlern zusammen, die ein wirkliches Interesse gezeigt haben, den Fall möglichst schnell aufzuklären? Die Mikrobiologen in den USA fragen sich mittlerweile ernsthaft, ob das Problem des FBIs mittlerweile nicht darin besteht, dass sie nicht zu wenig sondern zu viel wissen.
So hat eine Forschergruppe unter dem Namen Projekt Sunshine Beweise für illegale offensivse Biowaffenprogramme der US-Regierung aufgedeckt. So sollen u. a. lebende Mikroben in einer Aerosolkammer im Edgewood Chemical Biological Center, ebenfalls in Maryland, getestet werden. Auch sollen genetisch veränderte Fungizide für Coca-Plantagen in Kolumbien entwickelt werden. Die aufgedeckten Fälle dürften jedoch nur die Spitze eines gigantischen Eisberges sein.
Monbiots Schluss dazu: Es gibt einen Punkt, an dem Inkompetenz zur Erklärung des Scheiterns nicht mehr ausreicht.
Recht hat er!
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Der Milzbranderreger wurde 1855 von Pollender entdeckt und 1876 von Robert Koch als erster im Labor gezüchtet. Es handelt sich bei dem Erreger um ein grampositives, aerob lebendes, d.h. Sauerstoff verbrauchendes und sporenbildendes Stäbchen, den Milzbrandbazillus Bazillus anthracis. Unter Sporen versteht man eine Lebensform der Bazillen, in der diese die Lebensfunktionen extrem reduziert haben. Sporen werden von Bakterien (Bazillen), gebildet, wenn die Erreger unter "Stress", wie z.B. erhöhte Temperaturen oder Nahrungsmangel, geraten. Die Bakterien verringern dann ihren Stoffwechsel und bilden eine festere Zellwand aus. In diesem Minimalzustand können die Erreger ohne Zellteilung Jahre überstehen. Die zur Infektion über die Lunge notwendige Dosis pro Person ist relativ hoch und liegt insgesamt bei etwa 8000 - 50.000 Bazillen.
Entstehungsweise: Der Milzbrandbazillus ist auf Grund einer speziellen Eiweißkapsel (Polypeptidkapsel) in der Lage, wichtigen Abwehrmechanismen der menschlichen oder tierischen Zellen zu entgehen (Phagosomenflüchter). Er bildet vor allem bei seiner Zerstörung Giftstoffe (Exotoxine), die an die Umgebung abgegeben werden. Diese Giftstoffe schädigen die Blutgefäße bis in die kleinsten Aufzweigungen, die Kapillaren, sodaß die Gefäße für rote Blutkörperchen (Erythrozyten) durchlässig werden. Die Folge davon sind sowohl eine Entzündungsreaktion als auch eine Blutung. Beides äußert sich als eine blutdurchtränkte Schwellung, also ein hämorrhagisches Ödem des betreffenden Gewebes. Bevorzugt betroffen sind die Lunge, der Darm und die Haut.
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