Acrylamid in Lebensmitteln

(MF) Im April 2002 hat ein schwedisches Forscherteam von der Universität Stockholm in Zusammenarbeit mit der Schwedischen Behörde für Nahrungsmittelsicherheit Acrylamid in Nahrungsmitteln nachweisen können. Diese Substanz, die in Tier- und in Invitroversuchen sowohl krebsauslösend als auch erbgutverändernd wirkt, wurde in hohen Konzentrationen in gebackenen, gebratenen, gerösteten und frittierten stärkehaltigen Nahrungsmitteln gefunden. In gekochten Lebensmitteln konnte die Chemikalie nicht nachgewiesen werden. Insgesamt nahmen die Wissenschaftler mit einer neuen Analyse-Methode mehr als 100 Produkte unter die Lupe, darunter Brot, Nudeln, Fisch und Fleischgerichte, Kekse, Cornflakes, Kartoffelprodukte und Fertiggerichte wie Pizza.

Die Untersuchungsergebnisse wurden von Arbeitsgruppen in den Niederlanden und Großbritannien im Mai 2002 bestätigt.

Daten zur Acrylamid-Belastung von Lebensmitteln, die auf dem deutschen Markt angeboten werden, liegen den Angaben zufolge bislang nicht vor.

Obwohl es nicht neu ist, dass ein kanzerogener Stoff in Nahrungsmitteln gefunden wurde, ist dieser Fund jedoch völlig anders zu werten. Denn es ist das erstemal, das ein mögliches Cancerogen in diesen enorm hohen Mengen in Nahrungsmitteln gefunden wurde. Des weiteren gelten die Nahrungsmittel teilweise als unbedenklich bzw. sogar als gesund. Die höchsten Werte wurden zwar in Kartoffelchips und Pommes Frites

Das Schwedische Forscherteam konnte bis zu 460µg Acrylamid in einer Tüte Chips (200g)* nachweisen und in einer Portion Pommes Frites (263g)* 259,6 µg. Aber auch in Nahrungsmitteln, die bislang als gesund galten, konnte diese Substanz nachgewiesen werden. So wurden in (17 g)* Knäckebrot 32,3 µg und in herkömmlichen Brot (205 g)* immerhin noch 12,3 µg gefunden. In den beliebten Cerealien (34 g)* konnten 47,6 µg nachgewiesen werden

   )* Durchschnittliche Verzehrsmenge pro Tag

gefunden, allerdings sind die in Biskuits, Cerealien Korn Crisps und Brot gefunden Werte ebenfalls bedenklich.

Die schwedische Gesundheitsbehörde berechnete anhand der Daten Erschreckendes: Sollte Acrylamid auf Menschen die selbe Wirkung haben wie auf Ratten, könnten bis zu 3% aller Krebserkrankungen dadurch verursacht werden. Dieses ergäbe einen hundertfachen höheren Wert als alle anderen gefundenen Kanzerogenen in Nahrungsmitteln, wie z. B. Aflatoxin in Erdnüssen.

Acrylamid in Lebensmittelverpackungen

Acrylamid ist als Monomer ein "Baustein" für Kunststoffe. Es kann deshalb in Lebensmittelverpackungen enthalten sein. Nach der (deutschen) Bedarfsgegenständeverordnung darf die Migration von Acrylamid in Lebensmitteln (bei einer Nachweisgrenze der Analysenmethode von 0,01 mg/kg) nicht nachweisbar sein, um den Verbraucher vor möglichen Risiken durch den Übergang von Acrylamid aus der Verpackung ins Lebensmittel zu schützen.

Aus diesem Grunde wurde eine Expertengruppe von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) einberufen, um die Gefahren von Acrylamid einschätzen zu können, nachdem diese erschreckend hohen Werte aufgefunden wurden. Der Ausschuss, unter dem Vorsitz von Dr. Dieter Arnold, dem Leiter des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin in Berlin,  kam  zu  dem Schluss, dass viel zu wenig Details be-

kannt sind, wie Acrylamid bei dem Zubereitungsprozess entsteht, wie viel der Mensch davon verzehren kann und wo Grenzwerte festzulegen sind, sowie ob und welche gesundheitlichen Folgen die Substanz mit der Nahrungsaufnahme hat.

Niemand kann beurteilen, ob diese Substanz auch im Menschen krebsauslösend wirkt, wenn sie mit der Nahrung aufgenommen wird, denn bisherige Studien über Acrylamid bezogen sich auf Menschen, die am Arbeitsplatz mit dieser Substanz in Berührung kommen. In diesen Studien wurde kein Hinweis auf ein erhöhtes Krebsrisiko gefunden.

Dennoch ruft die Entdeckung große Sorgen innerhalb der Expertengruppe hervor. Es ist dringend notwendig, herauszufinden, ob eine Gefahr von diesen Lebensmitteln für den Menschen ausgeht oder nicht, denn ein Grossteil der Nahrungsmittel wird auf diese Art und Weise zubereitet. Sollte sich Acrylamid als gesundheitsschädlich für den Menschen erweisen, ist es dringend erforderlich, dass Wissenschaftler untersuchen, wie die Entstehung dieser Substanz bei der Nahrungszubereitung eingeschränkt oder gar ganz verhindert werden kann.

Um die offenen Fragen zu klären und um möglicherweise Grenzwerte festlegen zu können, empfahl der Ausschuss eine weltweite Kommission einzurichten.

Bis die Studien abgeschlossen sind, empfiehlt die Gruppe, keine oder nur eingeschränkt stärkehaltige Nahrungsmittel zu verzehren, die gebraten, gebacken oder frittiert werden und die Menschen verstärkt auf gekochte Nahrungsmittel zurück greifen sollten. Generell gilt : Je variantenreicher der Speisezettel, desto gesünder ist er.

Mittlerweile fordert das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) einen Grenzwert von 1000 Mikrogramm Acrylamid pro Kilogramm Lebensmittel lesen sie hier mehr dazu

 

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